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Ragnarök


Neulich stolperte Heinz in der Zeitung seines Vertrauens über das Wort »Kanzlerdämmerung«. Erklärt wurde der Begriff nicht, weil offenbar alle (außer Heinz) wissen, was genau damit gemeint ist. Dämmert der Kanzler vor sich hin? Lädt der Schröder Gerd zum Dämmerschoppen ein? Bezeichnet man das heraufziehende Abendrot über dem Regierungsviertel in Berlin gar als Kanzlerdämmerung?
Inzwischen hat Heinz aber herausgefunden, was es mit dieser komischen Dämmerung auf sich hat: Die ganze Geschichte hat mit dem Nibelungenlied und mit dem »Ring der Nibelungen« von Richard Wagner (Foto) zu tun. In dem epochalen Werk ist von der »Götterdämmerung« die Rede, die den Tod des tapferen Helden Siegfried und zugleich den Untergang der Götter schildert. Irgendwie spielt dabei auch noch ein kostbarer Ring eine Rolle, den ein gewisser (Herr des Ringes) Alberich im »Rheingold« schmiedete. Das Schmuckstück wurde ihm aber entrissen, woraufhin Alberich es verfluchte. In dem Heldenepos heißt es, dass der Ring die ganze Welt ins Unglück stürzt. Er bringt die negativen Charaktereigenschaften der die Erde bewohnenden Wesen hervor - vor allem Habgier und Machtbesessenheit, gegen die auch die Götter nicht gefeit sind.
Götterdämmerung wird übrigens auch Ragnarök genannt.
Aber »Kanzlerragnarök« hört sich natürlich, meint Heinz, bei weitem nicht so p(h)o(n)etisch an...

Artikel vom 31.12.2005