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»Strategie der kurzen Wege aufgegangen«

Ein Jahr »Hartz IV«: »Optionskreis« Minden-Lübbecke zieht »versöhnliche« Bilanz

Lübbecke/Kreis Minden-Lübbecke (WB). Seit Beginn 2005 ist die umstrittene Arbeitsmarktreform »Hartz IV« in Kraft. Im Optionskreis Minden-Lübbecke konnten die übertragenen Aufgaben trotz mancher nicht vorhersehbarer Schwierigkeiten ohne größere Probleme bewältigt werden, teilt der Kreis jetzt mit.

Dabei galt es 50 Prozent mehr als die vom Bund veranschlagten 7 700 Bedarfsgemeinschaften zu versorgen. Derzeit befinden sich 22 942 Menschen in dem neu geschaffenen Sozialsystem.
Annähernd 6 500 Menschen, die Arbeitslosengeld (ALG) II empfangen haben, konnten in den vergangenen zwölf Monaten in sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, Qualifizierungs- und Fortbildungsmaßnahmen sowie Arbeitsgelegenheiten vermittelt werden.
»Der im Kreisgebiet für die Beschäftigungsförderung zuständigen proArbeit gGmbH ist es dabei gelungen, 1 755 Menschen direkt in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren und das trotz der schwierigen Lage am Arbeitsmarkt«, berichtet Landrat Wilhelm Krömer.
Mit dem Aufbau der sechs Regionalteams der proArbeit gGmbH sowie der elf Anlaufstellen bei den Städten und Gemeinden habe vor allem der Service für die ALG II-Empfänger im Mittelpunkt gestanden, erläutert Hans-Joerg Deichholz, Vorstandsvorsitzender der KomJob und Sozialdezernent. Die Strategie der kurzen Wege für die Kunden sei aufgegangen. Weit über 50 000 Gespräche zeigten den Bedarf an persönlicher Beratung in allen Bereichen. »Trotz der enormen Fallzahlentwicklung mit 11 572 Bedarfsgemeinschaften zum Jahresende, die unsere Erwartungen übertroffen hat, sind wir mit derzeit rund 150 im Optionssystem tätigen Mitarbeitern für den Anfang gut aufgestellt, wohl wissend, dass eine weitere personelle Ausweitung noch erfolgen muss und wird«, betonte der KomJob-Vorstand. Zurzeit erhielten 16 089 Menschen Arbeitslosengeld II und 6 853 Familienangehörige bezögen das so genannte Sozialgeld. Bei Alt- wie auch Neufällen zeige sich immer wieder die Notwendigkeit, die Arbeitsuchenden mit Fortbildungen und Qualifizierungsmaßnahmen für den Arbeitsmarkt »fit« zu machen. Ein wertvoller Schritt für den Weg in den ersten Arbeitsmarkt könne aber auch die Vermittlung in Arbeitsgelegenheiten, den so genannten Ein-Euro-Jobs, sein. »Wir haben in diesem Jahr 2 547 Menschen die Gelegenheit gegeben, sich an Arbeitsbedingungen zu gewöhnen und zusätzlich Qualifizierungsanteile, wie z.B. die Vorbereitung auf Schulabschlüsse ermöglicht«, betont Deichholz.
Immerhin konnten nach den bis einschließlich Oktober ausgewerteten Ergebnissen bis zu zwölf Prozent der Teilnehmer aus Arbeitsgelegenheiten heraus in den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden. Für weitere zehn Prozent schlossen sich Qualifizierungsmaßnahmen an, um ihre Integrationschancen zu verbessern.
Der Arbeitsschwerpunkt liege jedoch weiterhin bei den Vermittlungen in den ersten Arbeitsmarkt. Insoweit sei eine Ausweitung der Arbeitsgelegenheiten nicht vorgesehen, auch wenn dadurch die Arbeitslosenquote gesenkt werden könnte. (Bericht folgt)

Artikel vom 02.01.2006