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Das Wort zum Sonntag

Von Diakonin Jutta Witte-Vormittag


DU, HERR, SCHENKST DIE ZEIT, BIST ALLEIN IHR HERR. UND UNSERE STUNDEN STEHEN IN DEINER HAND.
Ich kann mir das nicht vorstellen: Viele Milliarden Jahre schon dreht sich unsere Erde; seit Jahrtausenden schon gibt es Menschen. Da kommt mir meine Lebenszeit winzig und klein vor, wie ein einziges Ticken der Uhr.
Herr, du bist unsere Zuflucht für und für. Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Ich denke oft darüber nach: Wie haben die Menschen früher gelebt: zur Zeit der Römer und der Germanen? Wie war es, als es noch kein Auto gab, keine Schule, kein elektrisches Licht? Alles war anders und doch haben die Menschen gelacht und geweint, sich gefreut und geärgert wie Sie und ich.
Tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist und wie eine Nachtwache. Du lässt sie dahinfahren wie einen Strom.
Ich freue mich an meinem Leben: Im Fotoalbum sehe ich mich als Baby, erinnern kann ich mich nicht mehr daran. Man wächst, wird erwachsen, lernt und erlebt immer Neues. Aber auch das stimmt: Jeden Tag kommt mein Tod einen Tag näher. Unser Leben währet 70 Jahre; und wenn's hoch kommt, so sind's 80 Jahre, denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.
Ich denke nach und staune. Die Zeit vergeht, immer, und eine Stunde, die vergangen ist, kehrt nie mehr zurück. Und doch kommt nach jeder Nacht ein neuer Tag; nach jedem Winter kommt ein neuer Frühling; und wenn der Tod auch die Lebenszeit beendet, beginnt mit jeder Geburt neues Leben. Was ist die Zeit? Ich kann das nicht fassen! Ich kann nur hoffen, dass ich meine Zeit sinnvoll fülle.
Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns. Ja, das Werk unserer Hände wolltest du fördern.
DU, HERR, SCHENKST DIE ZEIT, BIST ALLEIN IHR HERR. UND UNSERE STUNDEN STEHEN IN DEINER HAND.
Wir sind schon wieder angelangt in der letzten, lauten Nacht des Jahres. Und wir haben doch erst vor kurzem, wie wir meinen, mit Hoffen und Bangen dieses Jahr begonnen.
Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, an das Vergangene, an das Jahr 2005, zurück zu denken. Was hat es Ihnen gebracht? Es ist schon fast unwahrscheinlich, was alles in so ein einziges Jahr hineinpasst. Und alles, was geschehen ist, hat uns verändert, hat uns wachsen und reifen lassen, hat uns Freude bereitet, hat uns aber auch traurig gemacht oder verletzt.
Doch das Jahr ist vorüber und Geschichte geworden. Nichts, was geschehen ist, können wir ungeschehen machen und müssen wir auch nicht. Es gehört zu uns und unserer Lebensgeschichte. Aber es gibt auch Dinge in unserem Leben, die haben ihre Zeit gehabt. Sie passen nicht mehr zu uns, wir sollten sie weg- oder ablegen, im alten Jahr zurücklassen, loslassen - Dinge und Ereignisse, die uns belasten, umtreiben und für die wir uns Lösungen erhoffen.
Wir sollten für 2006 auf die Zusage aus Psalm 90 vertrauen: DU, HERR, SCHENKST DIE ZEIT, BIST ALLEIN IHR HERR. UND UNSERE STUNDEN STEHEN IN DEINER HAND.
Ich wünsche Ihnen allen, dass Sie im Vertrauen auf Gott Ihren Weg in das neue Jahr beginnen, sich nicht vor der Ungewissheit fürchten und Ihre Hand in Gottes Hand legen können. Er ist da!

Artikel vom 31.12.2005