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Auf Grundmauern der Burg gebaut

Tiefer Blick in die Historie des Rentmeisterhauses in Beverungen

Von Ferdinand Matthias
Beverungen (WB). Was wird aus dem denkmalgeschützten ehemaligen Rentmeisterhaus in Beverungen? Diese Frage stellt sich vielen Bürgern der Weserstadt. Nach inzwischen mehrjährigen Renovierungsarbeiten wurden die Arbeiten jetzt erst einmal eingestellt - aus Geldmangel. Die zukünftige Nutzung soll die weiteren Arbeiten bestimmen.

Unterschiedliche Nutzungen wurden in der Vergangenheit diskutiert. Tagespflege vom benachbarten Seniorenhaus? Oder, wie jüngst vom CDU-Fraktionssprecher vorgeschlagen, im Eigennutz der Stadtverwaltung, als Rathaus-Außenstelle? Die Zukunft wird zeigen, in welche Richtung die wechselvolle Geschichte dieses Hauses weiter geschrieben wird.
Aus der Historie dieses imposanten Gebäudes an der trutzigen Burg ist zu entnehmen, dass das »Rentmeisterhaus« am 25. September 1986 in die Denkmalliste der Stadt Beverungen aufgenommen wurde. Errichtet wurde das Fachwerkgebäude um 1650 auf alten Grundmauern der Beverunger Burg. Das Haus steht somit in exponierter Lage an der Bundesstraße 241 auf dem früheren Burgareal.
Insbesondere als öffentliches Gebäude, als das es viele Jahre gedient hat und eines der ältesten Häuser der Stadt (Beverungen wurde 1632 von den Hessen und Schweden bis auf fünf Häuser zerstört) ist es bedeutend für die Beverunger Stadtgeschichte. Es blieben damals neben dem Rathaus und der Kirche nur drei weitere Gebäude stehen. Auch die Burg wurde verwüstet. Damals hatte Beverungen nur noch 134 Einwohner.
Mit dem Amtsantritt des Bischofs Dietrich Adolf von Reck (als Nachfolger von Bischof Ferdinand von Bayern) wurden um 1650 Maßnahmen zum Wiederaufbau und zur wirtschaftlichen Förderung der Stadt Beverungen ergriffen und durch Wiedereinlösung des unter Bischof Ferdinand verpfändeten Amtes Beverungen erfolgte die Einsetzung des Rentmeisters Friedrich Bäer. Der damalige Amtmann erfüllte unter anderem Aufgaben in der Rechtsprechung und erzielte daraus Einnahmen. Ab dem 17. Jahrhundert wurde dem Amtmann der Rentmeister zur Seite gestellt. Dieser hatte für die Bewohner der Stadt eine weitaus größere Bedeutung, als der Amtmann. Der Rentmeister war vor allem für die Einziehung der fürstbischöflichen Einnahmen (Steuern, Zölle, Abgaben) zuständig.
Das Rentmeisterhaus stellte im 17./18. Jahrhundert sozusagen das Finanzamt dar. Zugleich war es der Wohnsitz des obersten Repräsentanten des bischöflichen Landesherrn in Beverungen. Eine letzte tiefgreifende Veränderung erfuhr der Beverunger Burgbereich im Jahre 1901/02, als die Planungen für die Weserbrücke östlich der Burg verwirklicht wurden. Die neue, auf die Brücke zuführende Fernverkehrsstraße wurde durch die alte Kernburg, direkt zwischen das noch heute bestehende Burggebäude und das Rentmeisterhaus gelegt.

Artikel vom 31.12.2005