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Erinnerungen
bleiben ein
Leben lang

Diakon Hille gönnt sich Ruhe

Von Antje Kreft
Dreyen (EA). Seinen ersten Gottesdienst in Dreyen hielt Diakon Martin Hille am Silvestertag 1973. Zum Jahreswechsel predigte er im »Haus der Gemeinde« auch am Samstag in gewohnter Weise - allerdings zum letzten Mal.

»Vor 32 Jahren haben wir beim Gottesdienst in der alten Grundschule noch auf Kinderstühlen der Dritt- und Viertklässler gesessen. Das Gemeindehaus ist ja erst 1975 entstanden«, erinnert sich der 63-Jährige noch ganz genau an seine Premiere in Dreyen. Künftig hat er sich allerdings mehr Ruhe verordnet.
Am 5. März wird er feierlich aus seinem Amt als zuständiger Diakon für den Gemeindebezirk Dreyen/Siele verabschiedet. Fast 33 Jahre lang hat er dort als Seelsorger gewirkt - und viele Spuren hinterlassen. Es sind die Begegnungen mit Menschen, die den 63-Jährigen mit Wehmut auf die kommende Zeit ohne die Dreyener blicken lassen. »Ich habe Menschen zur Goldhochzeit begleitet, deren Kind ich beerdigt habe. Es gibt Dreyener, die ich sozusagen von Geburt an kenne, die ich getauft, konfirmiert, getraut und deren Nachwuchs ich ebenfalls getauft habe. Solche Erfahrungen mit Menschen, die dankbar sind für das, was ihnen geschenkt wird, vergesse ich nie. Die haben mich geprägt«, sagt Martin Hille.
Und die Kontakte, die er in mehr als drei Jahrzehnten in Enger, speziell in Dreyen und Siele, geknüpft hat, sind reichhaltig. Der Diakon kann auf etwa 235 Trauungen, 780 Taufen, 778 Beerdigungen und 1000 Konfirmationen zurückblicken. Zu vielen Menschen haben sich intensive freundschaftliche Kontakte entwickelt.
Wohin es Martin Hille und seine Frau Doris nach der Verabschiedung im März führt, ist noch nicht klar. Vorstellbar sei ein Umzug in die bayrische Landeshauptstadt. »Meine Tochter Michaela wohnt dort mit ihrer Familie. Vielleicht ziehen wir zu ihr. Vielleicht bleiben wir auch im Raum Herford oder Bielefeld. Auf jeden Fall ziehen wir im Sommer um«, kündigt der stolze Großvater einer knapp dreijährigen Enkelin an. Nach einer zweieinhalbjährigen Ausbildung zum Diakon hatte Martin Hille, damals junger Vater zweier Töchter, am 1. Oktober 1973 die Nachfolge von Pfarrer Bruno Husemann in Dreyen-Siele angetreten. Seine Frau Doris gründete mit Tochter Marion die erste Krabbelgruppe weit und breit. 1975, im Jahr, in dem das Dreyener »Haus der Gemeinde« eingeweiht wurde, riefen Doris Hille und Waldemar Rasche, der mehr als 30 Jahre lang als Presbyter in dem Gemeindebezirk tätig war, den Kindergottesdienst ins Leben. Darüber hinaus bildete sich im selben Jahr mit acht Ehepaaren ein Elterngesprächskreis. »Vieles wäre ohne meine Frau nicht möglich gewesen. Sie war und ist meine große Stütze«, macht Martin Hille seiner Frau, mit der er fast 40 Jahre lang glücklich verheiratet ist, ein großes Kompliment.
Nicht zu vergessen sind auch die unzähligen Hilfstransporte, die der Diakon ab 1990 nach Russland und Rumänien organisierte. Und er gestaltete elf Erholungsurlaube für Kinder aus Gomel, die durch die Kernreaktor-Katastrophe vom 26. April 1986 (»Tschernobyl«) in der damaligen Sowjetunion zu Schaden gekommen waren.
Wie geht es nach dem Abschied von Martin Hille im Bezirk Dreyen-Siele weiter? Für Dreyen wird künftig hauptsächlich Pfarrer Volker Schmidt zuständig sein. Der Bezirk Siele wird wieder an Enger-Nord angegliedert und kommt damit in den Verantwortungsbereich von Pfarrer Eckardt Koch. Den nächsten Konfirmandenjahrgang übernimmt Pfarrer Joachim Eisemann. Um den Frauenkreis kümmert sich Doris Vogt. Pfarrerin Petra Schmuck ist künftig für die Frauenhilfe zuständig. Die Amtshandlungen werden von Pfarrer Schmidt und Pfarrer Eisemann übernommen. »Es ist für alles gesorgt. Der Gemeindebezirk kommt in die Hände von hoch kompetenten Menschen«, blickt Diakon Hille optimistisch in die Zukunft. Die Jahreslosung für 2006 heißt »Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht« (Josua 1,5). Mit dieser Zusage Gottes sieht Martin Hille den Veränderungen, die auf ihn zukommen, getrost entgegen.

Artikel vom 02.01.2006