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»Auf andere warten«

Gesprächskreis für Eltern hoch begabter Kinder

Von Thomas Hochstätter
(Text und Foto)
Rahden/Hille (WB). Wer ein schlaues Kind hat, kann sich glücklich schätzen. Wer jedoch ein hoch begabtes Kind hat, lernt schnell, wie anstrengend das ist. Denn diese Kinder leben auf der Überholspur.

Die Mahlows aus Hille-Unterlübbe besuchen einen Gesprächskreis zusammen mit Eltern aus Hüllhorst, Löhne, Lübbecke, Herford, Rahden, Stemwede, Pr. Oldendorf und Bünde seit 1999. Bald leiteten sie ihn zusammen mit Gudrun Laqueur, bis vor kurzem theologische Leiterin von Haus Reineberg. Seit etwa einem Jahr organisiert das Ehepaar aus Unterlübbe die Treffen nun allein.
»Die meisten Menschen haben einen Intelligenzquotienten zwischen 70 und 130«, erklärt Dirk Mahlow. Bei Werten darüber spreche man von einem hoch Begabten. Der 44-Jährige hat einen metallverarbeitenden Betrieb und gleich vier hoch begabte Kinder, einen Sohn (13) sowie drei Mädchen im Alter von acht, sieben und drei Jahren. So besonders sei das nicht.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Geschwisterkinder ebenfalls hochbegabt seien, liege bei etwa 70 Prozent. »Unsere jüngste Tochter ist zwar noch nicht getestet«, räumt seine Frau ein. Aber die Dreijährige beschäftige sich schon mit Puzzlen für Drittklässler. »Da wissen wir schon, was kommt«, sagt Jutta Mahlow. Die 39-Jährige ist Krankenschwester und engagiert sich für die Hiller CDU im Jugendausschuss ihrer Gemeinde. Auch das kommt von den Erfahrungen mit ihren Kindern.
»Hoch Begabte müssen ihr Leben lang auf andere warten«, erklärt Dirk Mahlow. »Sie langweilen sich, suchen verzweifelt nach Ansprechpartnern und finden sie unter Gleichaltrigen nicht. In Kindergarten und Schule fallen sie wegen merkwürdigen Sozialverhaltens auf.« Erziehern und Lehrern könne man vielfach keinen Vorwurf machen, ihnen fehle die Ausbildung zum Umgang mit hoch Begabten. »Das Schulsystem orientiert sich an den Schwachen«, kritisiert Jutta Mahlow. »Außer in Sport und Musik ist Leistung nicht gern gesehen, weil sie den Plan durcheinander bringt.«
Doch die Kinder mit dem Ausnahme-IQ bringen eben auch das Leben zu Hause durcheinander. »Bei uns wird ab morgens um sechs diskutiert«, erzählt Jutta Mahlow. »Nur nicht die Dinge, die wir nicht in Frage stellen lassen.« In Sachen Erziehung dürfe man Kindern nämlich keine Schlupflöcher lassen - und besonders klugen schon gar nicht. Rückfragen unter Tel.: 0 57 34/ 42 98.

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Artikel vom 30.12.2005