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Spengemann nach 70 Jahren verkauft

Gausepohl-Gruppe in Dissen erwirbt das Traditionsunternehmen - Alle Mitarbeiter übernommen

Von Gerhard Gläsker
Bünde/Kirchlengern-Klosterbauerschaft (BZ). Spengemann hat einen neuen Besitzer: Das Traditionsunternehmen an der Stiftstraße in Klosterbauerschaft ist von der Westfalen Food GmbH in Dissen, ein Unternehmen der Gausepohl-Gruppe, gekauft worden. Zu neuen Geschäftsführern sind Bernhard Burbank und Wolfgang Niemeyer von der Gausepohl-Gruppe bestellt worden. Die bisherige Besitzerin Malgorzata Brunshus und Ehemann Martin bleiben Mitglieder der Geschäftsführung. Zum 1. Januar tritt der Verkauf in Kraft.

Vor rund 70 Jahren gründete August Spengemann den in ganz Ostwestfalen bekannten Handwerks- und Verarbeitungsbetrieb im Fleischerhandwerk. Mit dem immer wieder prämierten Spitzenprodukt »Spengemann's Bratwurst« erreichte das Unternehmen einen Bekanntheitsgrad, der seinesgleichen sucht. Die Rostbratwurst wird auch heute noch nach den alten Rezepten des Firmengründers hergestellt.
Neben der Bratwurst zählen die aus eigener Produktion bekannten Spezialitäten wie Sahneleberwurst, Schinkenstreichmettwurst, Sommerwurst und vieles mehr zu den Produkten. Der Name Spengemann war und ist ein Markenzeichen in der Fleischwarenbranche.
August Spengemann hat dann seinem Enkelsohn Klaus Mormann den Betrieb vererbt, der 1984 den Hauptsitz des Unternehmens an der Stiftstraße abriss und völlig neu aufbaute. Insgesamt investierte er damals rund 4,5 Millionen Mark. Weitere Filialen wurden eröffnet, und zwar im Bünder Modehaus an der Kaiser-Wilhelm-Straße, in Herringhausen an der Enger Straße und in Ennigloh an der Holser Straße sowie in Löhne an der Lübbecker Straße. Das Geschäft in Löhne wird zum 1. Januar geschlossen, was aber schon seit längerem feststand.
Martin Brunshus, Cousin und Patenkind von Klaus Mormann sowie Sohn des damaligen Inhabers von MB-Reisen, erwarb die Westfälische Fleischerei Spengemann im Jahr 2000, während Mormann die Geschäftsführung von MB-Reisen übernahm. »Die Fleischerei habe ich 2003 meiner Ehefrau Malgorzata überschrieben, um sie durch die drohende Insolvenz von MB-Reisen nicht in Mitleidenschaft zu ziehen«, erklärte Martin Brunshus.
Die »Schwierigkeiten aus dem verwandtschaftlichen Bereich« seien nicht ohne Folgen für die Fleischerei geblieben: Das Unternehmen, seit fünf Jahren mit einer zu geringen Kapitaldecke ausgestattet, sei ins Schlingern geraten. Folge: Die 53 Mitarbeiter warten seit November auf ihr Geld.
»Schon vor drei Monaten hatte ich mit der Gausepohl-Gruppe Einigung erzielt. Erst jetzt ist der Verkauf vollzogen worden«, war gestern von Brunshus zu erfahren.
Die Westfalen-Food GmbH der Gausepohl-Gruppe übernimmt alle 53 Mitarbeiter und behält auch den Markennamen bei. Brunshus: »Die ausstehenden Löhne und Gehälter werden umgehend ausgezahlt. Die gesamte Struktur des Unternehmens sowie sämtliche Fleischereifilialen bleiben bestehen.« Auch will die Gausepohl-Gruppe laut Brunshus die Produktion im Stammsitz des Unternehmens an der Stiftstraße modernisieren. Dies ist erforderlich, da seit 15 Jahren nichts mehr investiert wurde, obwohl der Umsatz von vier Millionen Euro während der vergangenen Jahre konstant blieb.
»Ich bin sicher, dass Spengemann nach der Übernahme in Zukunft eine positive Entwicklung nehmen wird«, betont Brunshus.

Artikel vom 29.12.2005