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Von Erlkönigen, Römern und Bier

A bis Z: der etwas andere Rückblick mit Menschen, Bildern und Geschichten aus Brakel und Bad Driburg

Von Alexandra Rüther, Jürgen
Köster und Michael Robrecht
Bad Driburg/Brakel (WB). So bunt wie das Leben sind auch die vielen Ereignisse eines Jahres zwischen Egge und Nethe. In einem Jahresrückblick der besonderen Art hat die WESTFALEN-BLATT-Redaktion die ungewöhnlichsten und skurrilsten Begebenheiten notiert.

A wie Annentag: Was stört die Brakeler und ihre Gäste, wenn es auf Annentag - ob zur Messe oder beim Viehmarkt - wie aus Kübeln regnet. Die Super-Stimmung mit Stars wie Big-Brother Jürgen und Antonia im Annenzelt begeistert 350 000 Besucher - zum 250. Mal. Betrunkene Krawallbrüder muss die Polizei weitaus weniger festnehmen als in den Vorjahren. Mit Blick auf den Regen sollte vielleicht ab sofort jedes Jahr ein Annentag-»Schirmherr« bestimmt werden...

B wie Biosphärenreservat: Es hat das Zeug zum regionalen »Wort des Jahres«. Nachdem die Unterscheidung zwischen Naturpark und Nationalpark schon nicht einfach war, wird dieser Fachbegriff hierzulande bestimmt für viele zum Zungenbrecher.

C wie  Chart-stürmer: So könnte sich bald der kleine Dian Degener aus Bad Driburg nennen. Der Achtjährige bringt nicht nur eine eigene CD heraus, er steht auch mit den Superstars der Volksmusik, Marianne und Michael, »wie ein Alter« auf der Bühne. Dabei will er eigentlich ein Rockstar wie Bon Jovi werden. Musik-Krokodile wie Schnappi findet Dian übrigens »voll doof«.

D wie Digitales Kino: Das feiert im März in Bad Driburg Premiere. Dokumentarfilme werden so europaweit gleichzeitig gestartet. Diesen Meileinstein der Technik will das Rentner-Ehepaar Karl-Heinz und Barbara Rieckmann hautnah miterleben: »Damit wir unseren Enkeln sagen können, wir waren dabei.«

E wie Erlkönig: Die Kritiker sehen schon die Paparazzi hinter den Büschen liegen, die Fotoapparate mit den superlangen Teleobjektiven im Anschlag. Ihr Ziel: einen Erlkönig auf der Teststrecke »Bilster Berg« bei Pömbsen ablichten.

F wie Freizeitbad: Da hat sich in diesem Jahr einiges getan. Dank Engagement des Bad Driburger Fördervereins ist nun sogar Beach-Volleyball möglich. Leider macht der Sommer wahres kalifornisches Strandgefühl zunichte.

G wie Guatemala: Mit dem Wörterbuch in der Hand und einem strahlenden Lächeln im Gesicht erobern sie die Herzen der Menschen im Nethegau: Gäste aus Guatemala und Paraguay knüpfen in Brakel und Bad Driburg Freundschaftsbänder, die bis heute um den Globus reichen.

H wie Ha-ha-Effekt: Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Scherz, sondern um einen Fachausdruck der Gartenarchitektur, mit dem ein Graben gemeint ist, der seit Juli auch das Wildgehege im Bad Driburger Kurpark begrenzt. Driburg zählt übrigens bundesweit zu den Top 10 der Kurparks.

I wie Immer-wieder-an-der-selben-Stelle-Unfall: Am Driburger Clemensheim ereignen sich die kuriosesten Unfälle 2005. Nur wenige Tage nacheinander kippen zwei Lkw mit Sägemehl vor dem Heim in genau eine bestimmte Wiese. Man muss fast meinen, es hätte ein Unhold im Graben gesessen und die Fahrer erschreckt.

J wie Jagd auf den Feuerteufel: In Brakel beobachtet die Feuerwehr seit Monaten merkwürdige Brände. Immer wieder in den frühen Morgenstunden werden Häuser oder Schuppen angesteckt. Nach dem Feuer bei Schunicht wird sogar eine Belohnung auf Ergreifung des Täters ausgesetzt. In jüngster Zeit bleibt es in Brakel aber interessanterweise ruhig.

K wie Kaiserbrunnen: Soviele knuffige Figuren dürfte es an der »hoheitlichen« Trinkwasserzapfstelle kaum vorher gegeben haben: Klaus Meyer präsentiert im Schatten der mächtigen Bäume eine ganze Kompanie von Gartenzwergen.

L wie Love Plates: Die bunten Glasteller von Walther Glas haben Bad Driburg-Siebenstern in Hollywood bekannt gemacht. Stars wie Paris Hilton, Barbara Streisand und Sylvester Stallone lieben die Kollektion und decken sich mit den »Love Plates made im Kreis Höxter« reichlich ein.

Mwie Mister Germany: Der siebtschönste Mann Deutschlands und der schönste Mann Mitteldeutschlands kommt aus Alhausen. Sebastian Middeke (21) vertritt den Kreis beim Bundes-Wettkampf mit Bravour. Und: Erstmals wird in Brakel zum 250. Annentag eine echte Miss gewählt: Miss Annentag heißt Isabell Wintermeyer und ist süße 16.

N wie Nostalgie-Eisenbahn: Freunde großer und kleiner Eisenbahnen geben sich in Bad Driburg die Klinke in die Hand. Die Schauanlage im Maßstab 1:87 lässt selbst Schalke-Fans und Dortmund-Anhänger friedlich nebeneinander leben.

O wie Orient mitten in Ostwestfalen: Auf Schloss Rheder haben 2005 Haremsdamen ihr Lager aufgeschlagen. Zusammen mit den strammen Burschen der Rheder-Husaren feiern die holden Maiden der Höxteraner Orient-tanzgruppe auf dem Gut ein Fest aus 1001 Nacht. Sogar ein Friedrich der Große-Double trinkt dort mehrere Rheder-Pils.

P wie Performance: Die beste Performance zeigt Sabrina, als »Flamme« Siegerin der Bodypainting- Performance beim Bad Driburger Genießerwochenende »รง la Carte«. Sehr interessant ist der Werdegang dieser lebendigen Objekte von der nackten Haut bis zu den fertigen Kunstwerken á la »des Kaisers neue Kleider«.

Q wie Querelen: Diese verursacht der Bad Driburger Installationskünstler Dietmar Walther im Juni. Die Jury des »Offenen Ateliers Paderborn» hält seine Arbeit für ein Postkartenmotiv für nicht akzeptabel. Unter dem Titel »Bon Apetit« zeigt sie ein mit Senf bekleckstes männliches Geschlechtsteil. Kleine Skandale sind eben gut für's Geschäft...

wie Reißverschluss: Weil der an einem Hochzeitskleid klemmt, kommt ein Brautpaar im März eine halbe Stunde zu spät zum Brakeler Standesamt. Der Beamte nimmt es mit Humor, muss doch ein Kollege in Rheder sogar 45 Minuten auf ein Paar warten.

S wie »Simba - König der Tiere« feiert im Juni erfolgreich Premiere auf der Freilichtbühne Bökendorf. Zum Tier wird in einer späteren Aufführung auf der Bühne auch WESTFALEN-BLATT-Redakteur Frank Spiegel: Er schlüpft in die Rolle eines üppigen Wasserbüffels.

T wie Teutonentrunk: Ein Hermann (der Cherusker) ziert die neue Bierflasche, ein anderer Herrmann (Jürgen, MdB aus Istrup) darf das neue dunkle Brakeler Bier am Fuße des Denkmals bei Detmold vorstellen. Prost!

U wie Unterwelt: In Brakels Kellern bewegt sich was. Aber nichts mit vier Beinen. Forscher wühlen sich seit Monaten durch mittelalterliche Gänge und vermessen die Gewölbe für ein Kataster. Dabei treffen sie auch immer wieder auf »Hexe« Trineke Möhring, die den Brakeler Kindern mysteriöse Geschichten erzählt.

V wie Varus-Schlacht: Erfolglosester Ausgräber des Jahres ist Rentner Gerhard Tiggelkamp, der glaubt bei Erpentrup den wahren Platz der Varus-Schlacht (vor 2000 Jahren) entdeckt zu haben. Auf eigene Kosten lässt er einen vermeintlichen Grabhügel mit großem Spektakel anbaggern, doch außer ein paar belanglosen Steinen findet er nichts. Trotzig kündigt er an, 2006 weitere Römerspuren im Kreis zu suchen.

Wwie Wohnung für Molche: Tausende Tonnen Geröll werden bei Hembsen an der B 64 abgebaggert und für das neue Kamm-Molch-Refugium an die Godelheimer Seen transpotiert. Die Molche werden in ihren neuen Siedlungsraum mit Bergblick umziehen, weil dies eine Voraussetzung für die Neutrassierung der Bundesstraße ist. Wofür heute so alles Geld ausgegeben wird...

X wie XY ungelöst: Der Fall des Jahres bleibt ohne heiße Spur. Mit einem Roller ist der Bankräuber von Herste geflüchtet, der am 6. Juli morgens ein paar Tausend Euro aus der Volksbank geraubt hat. Ist es ein Fremder? Kommt er aus der näheren Umgebung? Ist er um die 40? Alle Herster betätigen sich als »Kommissare« - bis heute.

Y wie Y-Reisen: Olivgrüne Busse mit dem Y-Kennzeichen der Bundeswehr fahren seit Reduzierung der Luftwaffentruppen zwar weniger über die Hegge zur Radarstellung Auenhausen, aber der kleine Standort, der 50 Jahre alt ist, hält wacker weiter die Dienstflagge hoch. Dabei wollten Auenhauser Hegge-Bauern 1955 nicht einen Quadratmeter Land an die Briten abgeben, vertrieb diese sogar mit Mistgabeln.

Z wie »Zwölfapostellinde«: Das 700 Jahre alte Baumdenkmal im Schlosspark von Gehrden muss aus Stabilitäts- und Erhaltungsgründen geköpft werden und präsentiert sich dem Betrachter doch arg reduziert. Doch besser die Linde aus der Klosterzeit überlebt, als dass sie abstirbt.

Artikel vom 31.12.2005