28.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Aus dicken Ästen oder Stämmen fertigt Helmut Müller kunstvolle Unikate wie hier (links) die Eule.

Beim Schnitzen die Zeit vergessen

Helmut Müller fertigt Unikate aus Holz - Skulpturen auch in Berlin und Hamburg

Von Felix Quebbemann
(Text und Fotos)
Fabbenstedt (WB). Das Messer flitzt gekonnt über den Holzscheit und löst zahlreiche Späne aus dem Material. Mit einem erfahrenem Blick weiß Helmut Müller sofort, an welcher Seite er noch etwas Holz abschnitzen muss, damit die Figur auch perfekt aussieht. Hierzu stehen dem Fabbenstedter zahlreiche verschiedene Messer - krumme und auch gerade - zur Verfügung.

Der 67-jährige Helmut Müller ist auch in seinem Ruhestand immer noch sehr aktiv und hat die alte Kunst des Schnitzens für sich entdeckt. »Ich sitze nicht gerne in der Ecke.« Mit 57 sei er aus dem aktiven Arbeitsleben getreten. »Eigentlich wollte ich bis 60 machen«, so Müller. Doch ein Feuerwehrunfall - seine rechte Hand blieb danach immer etwas gelähmt - kam dazwischen.
Als dann der Ruhestand folgte, wollte Müller unbedingt »noch ein bisschen am Ball bleiben.« Während eines Urlaubs in Jugoslawien habe er schließlich einen Mann aus Osnabrück kennen gelernt, der ihn zum Schnitzen brachte. »Als meine Frau Hildegund und ich nach Hause gekommen sind, habe ich ein Messer genommen und habe angefangen.« Und die ersten Erfolge ließen auch nicht lange auf sich warten. 1996 sei der Schnitzerei-Funke auf ihn übergesprungen. Im Jahr 1997 hatte er bereits seine erste Ausstellung im Bürgerhaus. Seitdem ist Müller mit seinen Arbeiten ein alter Bekannter auf den Kunsthandwerker-Märkten. Zu seinen Werken zählen nicht nur Eulen- und Katzen-Skulpturen sondern auch zauberhaft verzierte Teller.
Bei einigen Stücken, bei denen es sich ausschließlich um Schnitz- oder Drechselarbeiten handelt, geht er nach Skizze vor. Bei anderen nimmt er das Messer, ein Stück Holz - »und ich werde dann sehen, was daraus wird«. Schon seine erste Arbeit, ein prachtvoller Vogel, zeigt das Talent Müllers. »In den Menschen schlummern eben immer wieder versteckt Talente, die zutage gefördert werden müssen.« Und dabei solle man auch schon einmal eine gewisse Schwelle überschreiten. Der gelernte Schlosser ist von seinem Hobby fasziniert. Das Handwerk stand für ihn Zeit seines Lebens im Vordergrund. »Ich bin nie ein Schreibtischmensch gewesen.«
Doch nicht nur für Helmut Müller war die Schnitzerei ein Glücksfall. Örtliche Vereine kamen auf ihn zu und fragten ihn, ob er nicht für sie verzierte Teller als Auszeichnungen herstellen könne. Und schon bald wurden in der Feuerwehr Müllers Teller mit Inschriften überreicht. Die Teller-Schnitzerei habe zwar in der Vergangenheit abgenommen. Doch an Ideen mangelt es dem 67-Jährigen nicht. Er weiß: »Neue Ideen kommen immer an.«
Und nicht nur die erste Arbeit des Fabbenstedters hat in Fachkreisen Bewunderung hervorgerufen. Eulen-Skulpturen von Müller stehen sowohl in Hamburg als auch in Berlin.
»Im Laufe der Zeit hat man ja auch Erfolgserlebnisse.« Für Müller ist es schlimm, wenn Menschen mit sich selbst nichts mehr anfangen können. »Es ist immer vorteilhaft, wenn man kreativ ist.«
Und wenn Müller erst einmal schnitzt, vergisst schon einmal er die Zeit. »Zeit ist total unwichtig.« Er könne nicht sagen, wie lange er für die einzelnen Stücke aufgewendet hätte. »Ich habe Spaß an der Sache.« Und seine Freude wachse noch mehr, wenn sich seine Mitmenschen über die Exponate freuten.
Auch die nachfolgende Generation im Hause Müller sei von der Schnitzerei begeistert. Einer der drei Enkel stürmt immer sofort in die Werkstatt, um dem Opa zu helfen. Und Ehefrau Hildegund unterstützt Helmut Müller natürlich auch bei seinem Hobby.
Wie viele Stücke Müller bislang geschnitzt hat, kann er gar nicht mehr sagen. »Es sind schon eine ganze Menge.« Und es werden sicher noch viele kunstvolle Unikate in den nächsten Jahren folgen.

Artikel vom 28.12.2005