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Die Freunde Marcel Küsterameling (l.) und Daniel Marks begleiteten drei Wochen lang dieses Standbild der Gottesmutter durch die Gemeinde.

Kinder suchen Herberge für
Marienfiguren

»Frauentragen« hat lange Tradition

Von Barbara Kroker
Westenholz (WV). Wie damals in Bethlehem Maria eine Herberge für sich und das Jesuskind gesucht hat, so zogen zwischen dem ersten und vierten Adventssonntag wieder etliche Jungs und Mädels durch Westenholz und baten um Herberge für eine Statue der Mutter Gottes.

»Unsere Liebe Frau geht von Haus zu Haus. Tut auf und weiset sie nicht hinaus. Heute sucht sie - wie damals in Bethlehem schon - in unserem Herzen Heimat für den Sohn«: Mit diesem Sprüchlein baten die Kinder um Einlass für eine Marienstatue. Seit mehr als 25 Jahren wird von den Kommunionkindern in der katholischen St.-Joseph-Pfarrgemeinde der alte Brauch des »Frauentragens im Advent« gepflegt.
Pfarrer Wilhelm Dierkes, der früher einmal Diözesanpräses der Landjugend war und in diesem Amt die ursprünglich im Süddeutschen beheimatete Sitte kennen lernte, hatte die Tradition seinerzeit begründet.
In der Zwischenzeit sind viele damalige Kinder selbst Eltern geworden. Pfarrer Wilhelm Dierkes verbindet viele schöne Erinnerungen mit dem Brauch. Einmal zum Beispiel seien die jungen Christen samt Tischmüttern und ihm vom Eigentümer eines entlegenen Hofes mit einer Kutsche abgeholt und die lange, von Fackeln erleuchtete Grundstückszufahrt entlanggefahren worden.
Der Ablauf der Abende auf Herbergssuche ist immer gleich: Nachdem die Jungen und Mädchen mit ihren Laternen in das Heim eines anderen Mitglieds aus ihrer Vorbereitungsgruppe eingelassen wurden und die Marienstatue auf einen Ehrenplatz abgestellt haben, trägt das Kommunionkind des Hauses die Weihnachtsgeschichte nach Lukas vor.
Danach betet der Vater des Kindes den »Engel des Herrn« vor. Die Mutter spricht schließlich das Segensgebet. Dazwischen stimmen alle gemeinsam in bekannte Adventslieder ein. Ausgesprochen schön findet es Pfarrer Dierkes, wenn auch die Großeltern an der kleinen Andacht und dem sich meist anschließenden gemütlichen Beisammensein teilnehmen.
Zum Ende jeder Andacht spendet der Geistliche noch den Segen. Dann bleibt die Statue der Mutter Gottes zwei bis drei Tage unter einem Dach, ehe sie zur nächsten Familie wandert. Dieses Jahr haben 39 zukünftige Kommunionkinder in sechs Tischgruppen am »Frauentragen im Advent« teilgenommen. Die Figuren werden jeweils von den Mitwirkenden selbst zur Verfügung gestellt.
Feierlicher Höhepunkt und Abschluss ist an jedem vierten Advent eine gemeinsame Andacht mit sakramentalem Segen in der Pfarrkirche, die zu diesem Anlass bloß durch Kerzen erleuchtet wird. Für den musikalischen Rahmen sorgten nun der Organist sowie die Flötenspieler und Gitarristen aus der Instrumentalgruppe von Schwester Edwina.

Artikel vom 24.12.2005