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Tolle Moral wieder nicht belohnt

Handball kennt keine Gerechtigkeit: wieder einmal wurde die Mindener Rumpftruppe nicht für ihre tolle Moral belohnt. Nach dem 27:27 verloren Andreas Simon und seine Mitspieler noch 27:31 beim haushohen Favoriten aus Magdeburg. Fotos (2): Bernd Horstmann

Mindens Rumpftruppe unterliegt in Magdeburg nach 27:27 mit 27:31

Von Volker Krusche
Magdeburg/Minden (WB). Toll gespielt, toller Kampf - doch kaufen konnte sich der moralische Sieger in der Bördelandhalle für die vielen Komplimente nichts. Obwohl aus dem letzten Loch pfeifend, weil neben Jan-Fiete Buschmann und Stephan Just kurzfristig auch noch Snorri Gudjonsson ausfiel, war man vor 5800 staunenden Zuschauern nicht die schlechtere Mannschaft, verlor am Ende beim großen SC Magdeburg aber unglücklich mit 31:27 (12:15)

Knackpunkt war unbestritten die Szene in der 58. Minute, als Sygfus Sigurdsson seine zweite Zeitstrafe kassierte, Ognjen Backovic den anschließenden Siebenmeter aber nicht im Gehäuse des SCM unterbrachte und Oleg Kuleschow stattdessen per Konter zum vorentscheidenden 29:27 traf. Bitter, denn bis zu diesem Zeitpunkt steuerten die »Grün-Weißen«, auch wenn allein dieses Abschneiden schon als Überraschung zu werten ist, einer echten Sensation entgegen. Auf jeden Fall hatten sie sich den Applaus der Zuschauer eindeutig eher verdient, als die wankenden, jedoch nicht fallenden Hausherrn. Schade. Wieder einmal. Doch eine (Rumpf-)Truppe mit dieser Einstellung muss einfach in der Liga bleiben. Da gibt es sportlich sehr viel schlechtere »Runkelteams«, die nur den Vorteil der größeren Substanz genießen. Erneut aber standen Richard Ratka und seine Jungs nach überragender kämpferischen Vorstellung mit leeren Hände da. Bitter - vor allen Dingen aber unverdient!
Den haushoch favorisierten Gastgebern merkte man zu Beginn der Partie deutlich ihre Nervosität an. Die Schmach der Rekord-Pleite in Kiel (34:54) hatten Alfred Gislason und seine Männer längst noch nicht verdaut. Und da sie vor fast ausverkauftem Haus auf Wiedergutmachung aus waren, trat genau das ein, auf das GWD gehofft hatte: Magdeburg verkrampfte, fand nicht zu seinem Spiel.
Obwohl Minden gleich ohne drei absolute Stammspieler auflaufen musste, da neben den verletzten Buschmann und Just (beide Anriss des Syndesmosebandes) auch Snorri Gudjonsson (schwere Schulterprellung) passen musste, waren es die Youngster aus Ostwestfalen, die in der ersten Halbzeit eindeutig den Ton angab. Nach dem 5:6 (12.) entschärfte Malik Besirevic einige Magdeburger Würfe und die Ballgewinne verwandelten Niemeyer, Schäpsmeier, Vukas und Backovic zum Sensations-Zwischenstand von 6:12! Bis zum 8:14 (25.) hielt das Polster. Dann aber schwand es beim 12:15 noch auf drei Treffer. Dennoch: GWD hatte den Magdeburger Anhang mit seiner durchspielenden ersten Sieben mächtig in Staunen versetzt.
Nach dem Wechsel kam dann schnell das, was alle erwartet hatten. Magdeburg schaffte beim 15:15 wieder den Ausgleich. Aber GWD hielt dagegen, legte anschließend bis zum 22:23 stets vor und ließ sich auch von einem 25:23 nicht schocken. Vukas und Kouzelev besorgten vier Minuten vor dem Ende den 27:27-Gleichstand. Schade nur, dass dann die folgenschwere Szene mit dem verworfenen Siebenmeter des ansonsten bärenstarken Ognjen Backovic (8) und der daraus resultierende Kuleschow-Konter folgte. Der SC Magdeburg wäre ansonsten vielleicht in eine echte sportliche Krise gestürzt. Allerdings sieht Ruhe im Umfeld auch anders aus . . .
Richard Ratka war trotz der Niederlage nicht unzufrieden. »Wir wollten ein gutes Ergebnis, das haben wir erreicht. Ohne drei Stammspieler haben wir uns gerade in der ersten Halbzeit optimal verkauft, sehr gut gespielt.«
Turnier in Dessau
Die »Grün-Weißen« kehrten gestern nicht nach Minden zurück, sondern fuhren von Magdeburg aus ins benachbarte Dessau. Dort nehmen sie heute an einem internationalen Turnier teil, bei dem sie auf den EHV Aue (2. Liga Süd) und die Nationalmannschaft Österreichs treffen. In der Parallelgruppe spielen Gastgeber Dessauer HV (2. Liga Nord), HC Victory Regia Minsk (Weißrussland) und die Nationalmannschaft Belgiens.

Artikel vom 27.12.2005