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Kindern, die so arm sind, dass ihre Eltern sich oft weder Schulbildung noch Nahrung leisten können, gibt die Kenia-Hilfe eine neue Chance. Fotos: HK

Herz für die Kinder in Kenia

Verein hilft Not zu lindern - Schon mehr als 40 000 Euro gesammelt

Von Jens Schönlau
Herford (HK). »Zwölf Euro machen 250 Kinder mittags satt.« So steht es auf den Sammeldosen der Keniahilfe geschrieben. Und das ist auch eines der Ziele des Vereins »Keniahilfe«.

Es ist eine interessante Geschichte, die der Vereinsgründung im Dezember 2003 vorausgegangen war. Ende der 60-er Jahre gründeten ehemalige Freunde und Klassenkameraden des Ravensberger Gymnasiums Herford einen inoffiziellen Club, in dem nur Personen aufgenommen wurden, die an der Schule mindestens eine »Ehrenrunde« gedreht hatten. »Zur damaligen Zeit wurden wir an der Schule noch richtig ÝgeschliffenÜ - und die Zusammenrottung in der Clique war eine Art stiller Protest«, erzählt Ulrich Freiesleben, der stellvertretende Vorsitzende des Vereins. Als die Freunde des Clubs »Viper«, wie sich die Bande zu Jugendzeiten nannte, erwachsen wurden, hielten sie weiterhin Kontakt. Die nun im Berufsleben erfolgreichen Männer verteilten sich geographisch über die gesamte Bundesrepublik und einen von ihnen verschlug es sogar nach Kenia. Gründungsmitglied Bernd Avermann, mit einer Kenianerin verheiratet, konnte seinen Freunden eindrucksvoll von den Erfahrungen vor Ort berichten.
Carol, die aus der Nähe von Mombasa stammende Schwägerin des Bünders Bernd Avermann, war die erste Afrikanerin, die bei einer amerikanischen Fluggesellschaft als Stewardess arbeitete. Als sie in ihre alte Heimat nach Kimbala, 30 Kilometer nördlich von Mombasa (Kenia), zurück kehrte, begann sie dort den Kindern zu helfen, die zu arm waren, um sich Bildung oder Nahrung leisten zu können.
Nach einem Klassentreffen der ehemaligen Freunde manifestierte sich die Idee, einen Verein zu gründen, der diese Hilfe vor Ort unbürokratisch unterstützt.
Kontaktperson wurde der in Kenia lebende Bernd Avermann, der die Verteilung der Spenden koordiniert und organisiert. In Deutschland kümmert sich in erster Linie der Vereinsvorstand, vertreten durch Reinhard Rokitta (Apotheker aus Bünde), Ulrich Freiesleben (Unternehmer) und Wolfgang Sperlich (Bankkaufmann) um die Spendenbeschaffung und die organisatorischen Belange.
Der Verein »Keniahilfe« sorgt dafür, dass jeder gespendete Euro zu einhundert Prozent den Hilfsbedürftigen zu Gute kommt. »Wir stehen dafür mit unseren Namen«, betont Dr. Ulrich Freiesleben, der heute in Münster wohnt. Der bürokratische Aufwand wird möglichst gering gehalten und alle Vereinsmitglieder, die sich engagieren, tun dies ehrenamtlich.
So werden von dem gespendeten und gesammelten Geld sanitäre Anlagen, Schulgebäude, Wasserleitungen und Unterkünfte errichtet, um die Infrastruktur zu stärken. Das ist dem Verein sehr wichtig, es soll nicht unnötig Geld in das Land »gepumpt« werden, vielmehr soll den Menschen vor Ort eine Hilfestellung zur Selbsthilfe gegeben werden. So werden dann auch heimische Handwerker engagiert, die Baumaterialien stammen aus der unmittelbaren Umgebung und die Lehrkräfte sind ausgebildete Kenianer.
Für die kurze Anlaufzeit von zwei Jahren kann der Verein schon erstaunliche Erfolge vorweisen.
Mehrere Hütten wurden inzwischen gebaut - für Schulunterricht, für Waisen und für das Zubereiten von Mahlzeiten. Sanitäre Anlagen wurden installiert und ein gut ausgestattetes Krankenzimmer eingerichtet.
Insgesamt sind schon mehr als 40 000 Euro gesammelt worden. Allein 8700 Euro kamen im Oktober 2005 zusammen, als der »Punkt«-Apotheker Reinhard Rokitta das 25-jährige Jubiläum seiner Apotheke in den Dienst der guten Sache stellte und die Feier als Spendengala für die Keniahilfe anlegte.
Als nächste Investitionen stehen eine kostenpflichtige Zertifizierung für Hilfsorganisationen an, die der kenianische Staat verlangt, und es sollen weitere Lernmittel wie Bücher und Tafeln angeschafft werden.
Die »Keniahilfe e.V.« freut sich jederzeit über neue Mitglieder, oder Spenden, um Kinder und Erwachsene in Kenia zu unterstützen. Nach den Gründen dieses freiwilligen Engagements gefragt, antwortet der Vorstand ohne lange Überlegung: »Es macht einfach Freude zu helfen!« Informieren kann man sich im Internet unter der Adresse www.Keniahilfe.de.

Artikel vom 24.12.2005