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Elf Bewohner retten sich auf die Straße

Steinheim: Dachgeschoss einer Doppelhaushälfte gerät in Brand - schnelle Hilfe der Nachbarn

Von Harald Iding
Steinheim (WB). Die Kinder träumten sicher gerade von einer weißen Weihnacht und vielen Geschenken, als sie durch einen Brand im Nachbarhaus aufgeschreckt wurden und eilig auf die Straße liefen. Es war mitten in der Nacht, gerade einmal zwei Stunden war der Heiligabend in Steinheim alt.

»Ich wurde im Dachgeschoss durch ein komisches Knacken wach und dachte erst, dass es sich wohl um Silvesterraketen handeln müsste«, so der 38-jährige Stephan Kopenhagen im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT. Als ihm aber nach dem Öffnen einer Seitentür hohe Rauchschwaden entgegen kamen, lief er die Treppe hinunter zu den anderen vier Bewohnern des Hauses. Währenddessen waren von Nachbarn schon die Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr alarmiert, um sich um den Brand im Dachgeschoss der anderen Doppelhaushälfte zu kümmern. Die sechs Bewohner, die dort die halbe Nacht verbracht hatten, konnten nach Polizeiangaben ebenfalls unverletzt das Haus verlassen. Der Dachstuhl stand in hellen Flammen, als die Wehren der Löschzüge I und II der Stadt Steinheim eintrafen. Stadtbrandinspektor Wilhelm Schrenner und sein mehr als 60-köpfiges Team verhinderten jedoch durch einen schnellen, beherzten Löschangriff das Übergreifen des Brandes auf Nachbarhäuser. »Die Rauchentwicklung war enorm. Nur unter schwerem Atemschutz gelang es uns, den Brand unter Kontrolle zu bringen«, sagte Schrenner am Einsatzort dieser Zeitung. Zudem wäre ein glücklicher Umstand den Hausbewohnern zugute gekommen. »Im Dachgeschoss waren moderne Wasseranschlüsse aus Kunststoff verlegt. Als die Hitze sie zum Platzen brachte, floss das Leitungswasser ungehindert heraus. Das wiederum sorgte mit dafür, dass sich das Feuer nach unten nicht weiter ausbreiten konnte!«
Als die beiden 11- und 14-jährigen Kinder von Sabine Kopenhagen (38) noch im Nachthemd auf die Straße flüchteten, wurden sie wie die anderen Bewohner gleich von freundlichen Nachbarn aufgenommen und mit warmen Decken und Getränken versorgt. Nachbar Wilhelm Bruns (46), der selber Vater ist, saß gerade vor dem Fernseher, als er gegen 2 Uhr im Augenwinkel einen Feuerschein von der Straße bemerkte. »Ich zog mir sofort eine Jacke an, nahm den Haustürschlüssel in die Hand und rannte herüber zum Nachbarhaus«. Dort warnte er die anderen Bewohner mit »Sturm-Läuten«.
»Für mich ist es selbstverständlich, dass man Menschen in Not zur Seite steht. Ich kann ja selbst jederzeit in so eine Lage geraten«, findet Bruns. Der Dachstuhl in der Eichendorffstraße 7 brannte völlig aus. Es entstand erheblicher Schaden in bisher unbekannter Höhe.
Die Ursache des Feuers steht ebenfalls noch nicht fest. Noch in der Nacht nahm ein Kriminalbeamter aus Höxter die Ermittlungen auf. Während die Bewohner der rechten Doppelhaushälfte die Festtage bei Verwandten verbringen mussten, durfte Familie Kopenhagen wieder zurück in ihr Heim. Für Mutter Sabine Kopenhagen ist es fast schon ein kleines Wunder, dass alle unverletzt blieben. »Meine Tochter überlebte erst im März des vergangenen Jahres einen Fenstersturz aus mehr als sieben Metern Höhe. Jetzt hatten wir wohl alle einen Schutzengel, der Schlimmeres verhinderte!«

Artikel vom 27.12.2005