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Zum Tanken in den Supermarkt

Winfried Papenhoff rüstet Dieselfahrzeuge auf Betrieb mit Rapsöl um

Von Jürgen Gebhard (Text)
und Oliver Schwabe (Fotos)
Vlotho (VZ). Rapsöl kostet im Supermarkt 75 bis 80 Cent pro Liter - für einen Liter Dieselöl werden an der Zapfsäule etwa 1,10 Euro fällig. Was liegt da näher, als das Salatöl direkt in den Autotank zu kippen? »Es geht wirklich«, weiß Kfz-Mechanikermeister Winfried Papenhoff aus Vlotho-Valdorf.

Allerdings warnt er davor, gleich den Selbstversuch mit dem eigenen Auto zu starten. »Rapsöl ist viel dickflüssiger als Diesel und zündet auch nicht so schnell«, erklärt er zwei wesentliche Unterschiede. Was als Beimischung an einem warmen Sommertag funktionieren könnte, stelle sich alleine ganz schnell als Starthindernis heraus: »Spätestens, wenn der Motor morgens kalt ist, läuft mit reinem Rapsöl im normalen Dieselmotor gar nichts mehr.«
Als Servicepartner der Firma Elsbett rüstet er in seiner Firma »A - Z Autoservice« auf dem Hof Hoberg an der Bretthorststraße Diesel-Fahrzeuge für den Betrieb mit dem pflanzlichen Treibstoff um. Dabei geht es vor allem darum, das Rapsöl auf Temperatur zu bringen und damit geschmeidig zu halten.
»Umbau und Aufwand variieren von Fahrzeugtyp zu Fahrzeugtyp«, erklärt Winfried Papenhoff. Eingebaut werden unter anderem neue Glühkerzen mit Nachglüheinrichtung, ein zweiter Kraftstofffilter mit elektrischer Heizung und ein Wärmetauscher, um das Rapsöl auf etwa 100 Grad Betriebstemperatur zu erhitzen.
»Die Umrüstung ist grundsätzlich bei allen Dieselfahrzeugen mit einer Bosch-Einspritzpumpe oder entsprechenden Lizenz-Nachbauten möglich«, weiß der Experte. Nur einige französische Fabrikate seien aufgrund ihrer Konstruktion überhaupt nicht geeignet, das etwas festere Pflanzenöl zu verwenden, bei ihnen sei eine Umrüstung deshalb nicht möglich. Insgesamt etwa 80 Prozent aller Diesel-Motoren könnten mit dem auf heimischen Feldern angebauten Treibstoff betankt werden, schätzt der Kfz-Meister.
Mindestens 1500 Euro müssen für die Umrüstung bezahlt werden - eine Investition, die sich angesichts der rasanten Preisentwicklung bei den Mineralölen schon ab 30 000 Kilometern rechnen kann. Im Gegensatz zum Diesel wird keine besondere Verbrauchssteuer, sondern nur die siebenprozentige Mehrwertsteuer fällig. Grundsätzlich umgerüstet werden können nicht nur Personenwagen, sondern auch Transporter, Lastwagen und landwirtschaftliche Fahrzeuge. Vom Rapsöl-Einsatz bei reinen Kurzstreckenfahrzeugen rät der Hersteller ab.
»Rapsöl darf nicht mit Biodiesel verwechselt werden, einem mit großem chemischen Aufwand aufbereitetem Bioprodukt«, erklärt Winfried Papenhoff. Biodiesel, wie er an verschiedenen Tankstellen erhältlich ist, sei weniger umweltfreundlich, teurer und habe einen niedrigeren Energiewert.
Ein Problem bleibt: Rapsöl-Tankstellen sind rar. Das Aufstellen eines 1000-Liter-Tanks auf dem eigenen Grundstück ist eine Alternative, die andere der nächste Supermarkt.

Artikel vom 27.12.2005