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Vom Schrotthaufen zur Schrotmühle

Gisbert Lücke ist »der« erfolgreiche Bastler des Heimat- und Kulturvereins Marienmünster

Von Ingo Schmitz
Vörden (WB). Sein Ruf ist begründet: Gisbert Lücke gilt als »der« Bastler des Heimat- und Kulturvereins Marienmünster. Jetzt hat der 69-Jährige sein jüngstes Projekt wieder ans Laufen bekommen: Es handelt sich um eine alte Schrotmühle -Êdie wohl einzige im Ort.

»Vor ein paar Jahrzehnten stand eine solche Mühle noch auf jedem Bauernhof. Es wurde damit das Getreide für das Viehfutter geschrotet. Heute wird das Fertigfutter per Lastwagen zu den Höfen gebracht. Die meisten Schrotmühlen sind daher inzwischen verschrottet worden«, berichten Gisbert Lücke und Josef Föckel. Die beiden Vördener sind aktive Mitglieder des Heimat- und Kulturvereins und stets darum bemüht, historische Gegenstände und Maschinen für die Nachwelt zu erhalten.
Bei den Vorbereitungen für den ersten Vördener Apfeltag stießen sie in einer Scheune des Ortes auf einen Haufen Schrott, von dem zunächst nicht bekannt war, um was für ein Gerät es sich handeln könnte. Die zahlreichen Einzelteile lagen auf dem Boden verstreut. Kleineres Zubehör fand sich schließlich in einer Schublade. »Wir haben alles zusammen gepackt, die Teile mitgenommen und somit die Mühle vor dem Verschrotten gerettet«, berichtet Gisbert Lücke.
Schon nach wenigen Tagen hatte der Ingenieur und ehemalige Sachgebietsleiter des Staatlichen Materialprüfungsamtes NRW die Mühle zumindest grob wieder zusammen gebaut und dabei festgestellt, dass kein einziges Teil fehlte. Doch das reichte dem Pensionär nicht. »Die Maschine sollte wieder laufen«, nahm sich der ehrgeizige Bastler als Ziel vor. Und auch diese Herausforderung meisterte er problemlos. Inzwischen befindet sich die Schrotmühle wieder im absoluten Originalzustand. Nachdem die Maschine des Herstellers »Cramer« gereinigt worden ist, soll sie ordnungsgemäß eingelagert werden.
»Der Heimat- und Kulturverein hat noch immer die Idee im Hinterkopf, ein Backhaus zu bauen. Dort könnte man die Schrotmühle hervorragend zum Mahlen des Korns verwenden«, erläutert Gisbert Lücke. Das Projekt steht im Zusammenhang mit dem gewünschten Wiederaufbau der Vördener Bockwindmühle -Êder einzigen im Hochstift. Sie war 1947 bei einem Sturm umgestürzt. Doch bislang hat es mit der Realisierung dieses Vorhabens leider nicht funktioniert, wie Lücke und Föckel bedauern.
Bis es soweit ist, wird sich der findige Bastler mit anderen Dingen befassen. Als nächstes will er sich eine alte Standbohrmaschine vornehmen. »Vor zwei Jahren haben wir die Schlosserei Weber demontiert und alle Teile eingelagert. Die Bohrmaschine gehört dazu. Sie ist ein ganz seltenes Stück«, erzählt Josef Föckel.
Die Gründung der Schlosserei geht auf das Jahr 1894 zurück. Nach Angaben der Enkelin des Gründers sei damals auch die Standbohrmaschine angeschafft worden. »Sie ist mit einem großen Schwungrad und einer Handkurbel ausgestattet. Einige Teile werde ich sicher nachbauen müssen«, sagt der Ingenieur und man darf sicher sein: In wenigen Monaten hat er auch dieser Maschine wieder Leben eingehaucht.

Artikel vom 24.12.2005