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Dunkel der Welt trübt das Licht

Erzbischof Becker sorgt sich über eine verbreitete Gottvergessenheit

Paderborn (pdp/ms). »Zuweilen kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass wir uns vom Dunkel der Welt mehr faszinieren lassen als vom Licht«. Das betonte Erzbischof Hans-Josef Becker in seiner Predigt während des Pontifikalamtes am ersten Weihnachtstag im Hohen Dom. In die Freude über die Geburt Christi mischten sich besorgte Gedanken einer verbreiteten Gottvergessenheit.

»Die Dunkelheit steigert sich um so mehr, je mehr wir vergessen, dass wir Gott vergessen haben«, stellte der Paderborner Oberhirte der frohen Botschaft die Folgen der Dunkelheit entgegen, machte aber auch Mut: Die Geschichte der Begegnung zwischen Gott und Mensch sei noch nicht abgeschlossen. Er könne sich des Eindrucks nicht erwehren, so der Erzbischof, »dass wir uns vom Dunkel der Welt mehr faszinieren lassen als vom Licht«. In den Zeitungen stehe wenig vom Licht. Todesanzeigen sprächen immer weniger vom Leben. In politischen Reden und persönlichen Gesprächen sei zu oft ein Mangel an Wahrhaftigkeit und Offenheit wahrzunehmen. »Wir finden uns mit diesem Defizit einfach ab und resignieren. Wie oft schließt menschlicher Hochmut den Menschen und auch Gott die Türen zu!«
Die Geschichte der Begegnung zwischen Gott und Mensch sei jedoch nicht vorbei. Erzbischof Becker appellierte an die Gläubigen: »Bedenken wir, auf was Gott sich in Jesus Christus eingelassen hat, um unser irdisches Dasein wieder ins Lot und ins Licht zu bringen!« Aus dem Geheimnis der Weihnacht könne Gewissheit und Trost, Zuversicht und Freude geschöpft werden »für ein Leben, das Gott mit uns lebt.«
In der Mitte eines menschlichen Lebens stehe die Beziehung, die lebendige Begegnung, mit anderen Menschen. Diese könne jedoch nicht gedeihen, wenn nur ein Partner es will. »Das gilt auch für Weihnachten, für dieses Fest, in dem Mensch und Gott endgültig verbunden sind.« Gott nehme sein Ja zur Menschheit nicht mehr zurück - »sie mag sein, wie sie will«. Das Johannes-Evangelium, aus dem der Erzbischof Trost und Zuversicht schöpfte, beschreibe dies mit zentralen Worten wie »Licht«, »Leben«, »Wahrheit«.
Am Nachmittag des Heiligen Abends hatte der Erzbischof wie all die Jahre in seinem bischöflichen Amt das Erzbischöfliche Kinderheim am Bonifatiusweg in Paderborn besucht. Dabei las er den Kindern das Weihnachtsevangelium vor. Im Anschluss erzählte er von einem schönen Bilderrahmen, den er als Kind von seinen Eltern geschenkt bekommen habe. Allerdings sei kein Bild darin gewesen - das habe er selbst malen sollen. Viele Menschen feierten Weihnachten und wüssten gar nicht, was in den schönen goldenen Rahmen gehöre. Die Kinder aber wussten es: »Das Christkind!«
Nach dem Gottesdienst mit der Hausgemeinschaft besuchte der Erzbischof zusammen mit Generalvikar Alfons Hardt und Kinderheimleiterin Schwester Bettina Schade die einzelnen Gruppen und beschenkte die Kinder.

Artikel vom 27.12.2005