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Ein kleines Wunder


Es war ein kleines Wunder für die Familie Jürgen, das sich am zweiten Weihnachtstag 1945 ereignete. Die junge Elly, beileibe keine »Spökenkiekerin«, wurde Überbringerin einer wahrlich prophetischen Botschaft. Tante Emma Hinzmann aus Bochum machte sich immer noch große Sorgen, war doch ihr Ältester, Heinz, noch in Russland, und lange schon hatte sie von ihm nichts gehört. Deshalb schickte Mutter Jürgen ihre Elly auf den Ströhn. Da lebte nämlich um die Zeit beim Onkel ein Wahrsager.
Der brauchte nur ein Foto und konnte sagen, was mit dem Vermissten geschehen sei - so hieß es. Skepsis: »Ich habe ja nicht daran geglaubt.« Aber Elly fuhr mit dem Rad hin, zeigte das Bild von Heinz und erklärte: »Mein Vetter ist noch nicht aus dem Krieg zurück.« Ihr Gegenüber brauchte nicht lange: Er erklärte der perplexen Vennorterin, Heinz sei in Russland - »davon hatte ich ja gar nichts gesagt« -, lebe noch, werde bald zunächst per Brief von sich hören lassen und komme im nächsten Jahr nach Hause.
»Das Verrückte ist: So trat es wirklich ein«, sagt die 81-Jährige. Kaum vier Wochen später erreichte die Familie in Vennort mit einem lilafarbenen Schreiber verfasste Zeilen. Und etliche Wochen später stand der Cousin urplötzlich tatsächlich auf dem Hof: völlig abgemagert, aber sonst wohlbehalten.

Artikel vom 27.12.2005