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Handarbeit mit Fingerspitzengefühl

Kunsttischlerei Vössing in Jakobsberg fertigt neugotischen Altar um Kreuzigungsgruppe

Von Herbert Sobireg
Jakobsberg (WB). Stirnrunzelnd steht der Chef mit seinen Mitarbeitern vor der Zeichnung. »Das ist schwierig und interessant zugleich - aber zu packen. Gehen wirÕs an, Männer.« Kurze Zeit später beginnen in der Kunsttischlerei Adolf Vössing in Jakobsberg die Vorbereitungen für den Nachbau eines etwa 3,50 Meter breiten, sieben Meter hohen und in drei großen Blöcken zu fertigenden Altares für eine Kirche in Wanne-Eickel.

»Dieser neuromanische Altar wurde um das Jahr 1900 für eine katholische Kirche in Wanne-Eickel gebaut«, stellt Kunsttischlermeister Adolf Vössing im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT fest. »Im Jahre 1960 wurde der Altar aber wieder abgebaut und verworfen, lediglich die Kreuzigungsgruppe, das Herzstück des Altares, wurde in der Kirche eingelagert und aufbewahrt.
Doch vor einigen Monaten habe die Kirchengemeinde beschlossen, den Altar in alter Pracht neu erstehen zu lassen. An Hand von alten Fotos wurde zunächst eine Zeichnung vom Altar erstellt und der Kunstkommission der kirchlichen Behörde in Paderborn vorgelegt. Diese Kommission unter Vorsitz von Prof. Dr. Christoph Stiegemann begutachtete die Zeichnung und genehmigte schließlich den von der Kirchengemeinde in Wanne-Eickel gewünschten Wiederaufbau des Altars um die Kreuzigungsgruppe herum. Dann wurde die Zeichnung auf Originalgröße des Altares vergrößert und in der Kirche am Platz für den neuen Altar aufgehängt, so dass sich die Gemeinde, die den Altar letztendlich bezahlen muss, ein optimales Bild machen konnte.
Den Auftrag für den Neubau des historischen Altares erhielt die Kunsttischlerei Adolf Vössing in Jakobsberg, die bereits viele hochwertige künstlerische Arbeiten für die Kirche erledigt hat. Beispielsweise im Jahre 2004 einen beeindruckenden Altar für eine Kirche in Castrop-Rauxel. Im kommenden Jahr 2006 wird in Jakobsberg ein Altar für die Klosterkirche Philipp Neri in Berlin gebaut.
»In drei großen Blöcken mit den Stufen vor dem Altar, darüber die Mensa (Altartisch), Predella (Tabernakel), Espositorium und dem verzierten Oberbau/Abschluss mit der Kreuzigungsgruppe wird der Altar in teils grober, teils feinster Arbeit komplett aus Eichenholz gebaut«, erläuterte der erfahrene und inzwischen 74-jährige Tischlermeister Adolf Vössing den Ablauf der Arbeiten. »Die groben Arbeiten erledigen wir mit Maschinen, doch für die meisten Arbeitsabläufe ist Handarbeit mit absolutem Fingerspitzengefühl und viel Erfahrung erforderlich«, so Vössing. »Alles muss fein säuberlich ausgesägt, geschnitten, gehobelt und geschliffen werden, exakt nach den Vorgaben, damit es dem in der Kirche vorhandenen Chorgestühl angepasst wird. Schludern oder unkorrektes Arbeiten wird uns nicht abgenommen«, so der engagierte Kunsttischlermeister.
Mit seinen Mitarbeitern ist sich Adolf Vössing einig, dass das Objekt exakt nach Plan und Zeichnung gebaut werden muss, »doch der Altar muss mit jedem einzelnen Teil wachsen, auch in den Köpfen der mit diesem Projekt betrauten Fachmänner«, so Adolf Vössing. »Oft stehen wir zusammen vor diesem Objekt und überlegen, wie einzelne Details dieses Altares noch besser, noch sinnvoller oder noch exakter in das Gesamtwerk integriert werden können.
Doch trotz des enormen Arbeits- und Zeitaufwandes beim Bau dieses historischen Altares ist sich Adolf Vössing sicher, dass der fertige Altar zu Ostern in der Kirche in Wanne-Eickel aufgebaut ist und im festlichen Gottesdienst schließlich eingeweiht werden kann.

Artikel vom 24.12.2005