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Einsatz aus
Menschlichkeit

Dr. Emmanouilidis hilft weltweit

Von Hilko Raske
Bünde (BZ). Strahlende Kinderaugen unter dem Weihnachtsbaum - das wünschen sich alle Eltern. Während in Deutschland das Fest der Feste für Mädchen und Jungen ein unvergessliches Erlebnis ist, spürt man in anderen Regionen der Welt jedoch wenig von der friedfertigen Stimmung der Weihnachtstage.

Gerade Kinder sind in Kriegs- und Krisengebieten oftmals die ersten Leidtragenden. Ihnen humanitär und medizinisch zu helfen, hat sich das 1991 gegründete »Hammer Forum« zum Ziel gesetzt. Nachhaltig für das »Hammer Forum« engagiert sich der Bünder Chirurg Dr. Theophylaktos Emmanouilidis, vormals Chefarzt im Lukas-Krankenhaus. Im Gespräch mit der BÜNDER ZEITUNG zog der Mediziner eine Bilanz der zurückliegenden zwölf Monate.
Fünf Auslandseinsätze seit Jahresbeginn, 3306 Untersuchungen und 420 Operationen vor Ort, täglich 15 Stunden Arbeit - gemeinsam mit seinem Team war der Chirurg unermüdlich im Einsatz. Dabei ist der ehemalige Chefarzt stets an den Krisenbrennpunkten der Welt anzutreffen: Kongo, Eritrea und Jemen. Am dramatischsten sei die Lage aber im Kongo, berichtet der Mediziner. »Selbst im Irak nach dem Krieg war die Situation nicht so schlimm. Korruption ist an der Tagesordnung, die Kriminalität unvorstellbar, die medizinische Versorgung mangelhaft. Gleichzeitig blocken die bestehende Kliniken medizinische Hilfsangebote ab. Sie betrachten Patienten als ihre Einnahmequelle und versuchen, ihre Pfründe zu sichern.« Die unzureichende medizinische Versorgung führe dazu, dass auch eigentlich harmlose Erkrankungen und Verletzungen lebensbedrohliche Ausmaße annehmen können. So im Fall des heute 14-jährigen Nixon Kandolo, der sich beim Fußballspielen in der Hauptstadt Kinshasa am Bein verletzte. Bei der Behandlung im dortigen Krankenhaus zog er sich eine schwere Infektion zu, die beinahe die Amputation bedeutet hätte. Erst ein 18-monatiger Aufenthalt im evangelischen Krankenhaus Düsseldorf - ermöglicht durch das »Hammer Forum« - führte zur Genesung.
Nicht ganz so kompliziert sei die Situation in Eritrea. Allerdings sei in diesem erst 1993 gegründeten Staat - er liegt nördlich von Äthiopien am Roten Meer - eine Militärregierung an der Macht. »Wir finden hier politische Verhältnisse wie in der ehemaligen Sowjetunion vor - es ist der reinste Überwachungsstaat.« Da es auf dem Lande keine Elektrizität gebe, benutzen die Menschen zum Kochen und für die Beleuchtung der Hütten kleine Kerosinöfen. Die Folge: viele schwerstverbrannte Kinder, deren Kleidung Feuer gefangen hatte.
Nach Eritrea wollte Dr. Emmanouilidis eigentlich zwischen Weihnachten und Neujahr fliegen, um einen jungen Mann zu operieren, dessen Bauchschlagader krankhaft erweitert ist. Das Operationsteam dafür hatte er schon weitestgehend zusammengestellt. Doch der Einsatz in der eritreischen Hauptstadt Asmara scheint in weite Ferne gerückt zu sein. »Seit dem 13. Dezember versuche ich, einen eritreischen Kollegen dort zu erreichen - per Fax, Email und übers Handy. Bislang ohne Erfolg.« Aus dem Fernsehen erfuhr der ehemalige Chefarzt, dass die eritreische Militärregierung die dort stationierten UNO-Truppen des Landes verwiesen hatte. »Es sieht derzeit so aus, als wolle man sich abschotten.«
Die deutlichsten Fortschritte konnte das Hammer-Forum bislang aber im Jemen erreichen. So ist bereits ein Station für Verbrennungsopfer eröffnet worden - »das ist ein 100-prozentiger Erfolg«. »Parallel dazu läuft die Weiterbildung von einheimischen Physiotherapeuten, die im vergangenen Januuar eine Zwischenprüfung ablegten. Seitdem die Krankengymnastik in dieser Spezialstation Anwendung findet, treten keine Versteifungen der Extremitäten nach einer Verbrennung mehr auf.« Um die sehr hohe Sterblichkeit bei Neugeborenen zu senken, wurde außerdem vom »Hammer Forum« eine Intensivstation für Frühgeburten eingerichtet. »Vorher sind 70 Prozent aller Frühgeborenen gestorben. Jetzt stirbt kaum noch ein Säugling.« Eine absolute Neuheit für den Jemen war auch eine operative Kinderstation. »Bislang wurden Kinder gemeinsam mit Erwachsenen auf einem Zimmer betreut. Das war überhaupt nicht kindgerecht.«
Die Ziele für diese Einsätze sind klar definiert, betont der Mediziner. »Hilfe zur Selbsthilfe - wir wollen keine Insellösung, die uns unentbehrlich macht«. Das »Hammer Forum« strebe nachhaltige Lösungen an. So ist im Jemen beispielsweise eine Physiotherapeutenschule ins Leben gerufen worden. »Wir überprüfen ständig, ob unser Einsatz noch erforderlich ist.« Dr. Emmanouilidis jedenfalls will sich auch weiterhin konsequent für die Arbeit des »Hammer Forums« einsetzen: »Die Erfolge geben mir die Kraft weiterzumachen«.
Ein derartiges Engagement ist aber auch immer mit Kosten verbunden. Da das »Hammer Forum« sich über Spenden finanziert, freut man sich über jegliche Unterstützung. Spenden können auf folgendes Konto eingezahlt werden: Kontonummer 150 731 300, Volksbank, BLZ 49490070, Stichwort: Hammer-Forum.

Artikel vom 24.12.2005