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Stadtwerke übernehmen E.ON-Netz

Einheitliches Versorgungs- und Tarifgebiet im Stadtgebiet Warburg

Von Ulrich Schlottmann
Warburg (WB). Die Stadtwerke Warburg übernehmen im kommenden Jahr das Stromversorgungsnetz von der E.ON Mitte und sind dann Energielieferant für die Gesamtstadt. Über diesen in nichtöffentlicher Ratssitzung gefassten Beschluss haben Bürgermeister Michael Stickeln und Stadtwerke-Vorstand Engelbert Berendes jetzt informiert.

Bislang werden die Haushalte in den Stadtteilen Bonenburg, Calenberg, Dalheim, Daseburg, Dössel, Herlinghausen, Hohenwepel, Menne, Nörde, Ossendorf, Scherfede und Welda von der E.ON Mitte (früher EAM) mit Strom versorgt, die Kernstadt und die anderen Ortsteile von den Stadtwerken. Vom kommenden Jahr an ist die Gesamtstadt Warburg ein einheitliches Versorgungsgebiet.
Der Konzessionsvertrag zwischen der E.ON Mitte und der Stadt Warburg war formell bereits zum 31. Dezember 2004 ausgelaufen, die Versorgung in 2005 erfolgte aber dennoch weiter auf der Grundlage dieses Vertragswerkes.
Den Zuschlag für einen neuen Konzessionsvertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren erteilte der Stadtrat nach Verhandlungen mit allen Bewerbern den Stadtwerken. Die E.ON Mitte, die sich ebenfalls beworben hatte, soll nach dem Willen des Rates künftig nur noch Vorlieferant sein. Zwischen den Verhandlungspartnern ist vereinbart worden, dass das Netz nicht schon zum Stichtag 1. Januar 2006, sondern erst im Laufe des ersten Halbjahres auf die Stadtwerke übergeht.
Das Kasseler Energieunternehmen sei über die Ratsentscheidung nicht glücklich gewesen, gleichwohl gestalteten sich die derzeit laufenden Gespräche über die Übernahme des Stromversorgungsnetzes harmonisch, wie Stadtwerke-Vorstand Engelbert Berendes mitteilte.
Hinsichtlich des Kaufpreises gebe es allerdings Differenzen. Berendes wollte nicht ausschließen, dass eine Einigung hierüber auf gerichtlichem Weg herbeigeführt werden muss. Der grundsätzlichen Vereinbarung stehe dies allerdings nicht im Weg. Um welche Summe es geht, wollte der Stadtwerke-Vorstand mit Hinweis auf die laufenden Verhandlungen nicht sagen. Strittig ist nach seinen Worten insbesondere, wie die Leitungen und Anlagen, die teilweise schon abgeschrieben sind, zu bewerten sind.
Offen ist nach den Worten von Berendes auch noch, ob die rund 4500 E.ON-Kunden im Warburger Stadtgebiet gegen eine Abstandszahlung von den Stadtwerken übernommen werden oder nicht. Grundsätzlich müssen die Stadtwerke in ihrem Versorgungsgebiet nach dem Durchleitungsgesetz auch andere Anbieter zulassen. Die Kunden sind also frei in ihrer Entscheidung.
»Wir hoffen natürlich, dass die E.ON-Tarifkunden zu den Stadtwerken wechseln, eine Automatik gibt es aber nicht«, verdeutlichte der Stadtwerke-Vorstand, nach dessen Worten die Stadtwerkekunden derzeit gegenüber den E.ON-Abnehmern einen kleinen Preisvorteil haben, der bei einem Vier-Personen-Haushalt etwa zehn Euro pro Jahr ausmacht. Ziel der neuen Konstellation ist es nach den Worten von Berendes und Stickeln zum einen, im gesamten Stadtgebiet ein einheitliches Verteilernetz mit einem für alle gleich kalkulierten Netzentgelt zu schaffen, zum anderen aber auch, die Stadtwerke zu stärken.
So soll nach der Eingliederung der Verlustbringer Hallenbad und Freibad die Ertragskraft des städtischen Eigenbetriebs gestärkt werden. Der Kauf des E.ON-Verteilernetzes muss nach Angaben von Berendes über Kredite finanziert werden. Dies fließe selbstverständlich in die Kalkulation ein, der Strom werde sich für die Warburger durch die Übernahme aber nicht verteuern.
Anders als ein börsennotiertes Energieunternehmen hätten die Stadtwerke stärker das Gemeinwohl im Blick. Vor diesem Hintergrund sei eine weiterhin preisgünstige Energieversorgung das Ziel. Es sei zudem damit zu rechnen, dass der städtische Eigenbetrieb zusätzliche Mitarbeiter einstellen wird.

Artikel vom 23.12.2005