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Skulpturenpark
nicht erweitert

Hagebölling vermutet »Racheakt«

Von Manfred Stienecke
Paderborn (WV). Der Paderborner Kulturausschuss verweigert dem heimischen Bildhauer Wilfried Hagebölling eine Vergrößerung seines Skulpturengartens in Sennelager. Der Künstler spricht von »Parteidiktatur primitivster Form«.

Nach seinen Angaben habe der Ausschuss am Mittwoch der vergangenen Woche in nichtöffentlicher Sitzung seinen bereits im August 2004 gestellten Antrag auf Erweiterung seines Skulpturengartens mit der Mehrheit von neun gegen sechs Stimmen abgelehnt, was exakt dem Stimmenverhältnis der CDU und der anderen Fraktionen spiegele. Er vermutet einen späten »Racheakt« auf seine vor gut einem Jahr durchgeführte spektakuläre Aktion, bei der er über Nacht einen vergitterten Käfig auf dem Schulhof des Gymnasiums Theodorianum aufgestellt hatte, um gegen die amerikanische Folter im Irak zu protestieren.
Der Kulturausschuss habe »aus rein emotionalen Gründen« seinen Antrag abgelehnt, beklagt Hagebölling in einem am Donnerstag verfassten öffentlichen Brief an Bürgermeister Heinz Paus. Damit werde indirekt Zensur ausgeübt. »Ich dachte, die Zeiten, in denen durch Malverbote und durch Säuberungsaktionen in Museen und im öffentlichen Raum in die Meinungsfreiheit und die Freiheit der Kunst eingegriffen wurde, seien endgültig vorbei«, so der Künstler wörtlich. Er wirft den Ratsvertretern der CDU in der Ausübung ihrer öffentlichen Mandate »Selbstherrlichkeit« vor und kritisiert die von den Mitgliedern des Kulturausschusses gezeigte Fraktionsdisziplin als »Kadavergehorsam«.
Weder der Fraktionsvorsitzende Detlef Klaholt-Heiermeier noch der kulturpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Joseph Vögele, wollten am Freitag Stellung zu der Entscheidung nehmen. Mit Hinweis auf die Nichtöffentlichkeit dieser Grundstücksangelegenheit lehnten beide weitere Erklärungen ab. Aus Parteikreisen sickerte aber durch, dass es vor der Festlegung auf eine einheitliche Fraktionsmeinung heftige Diskussionen gegeben hat. So könne die Entscheidung durchaus als Reaktion auf die provokante Hagebölling-Aktion »Abu Ghureib« vor dem Theodorianum verstanden werden.
Das 7000 Quadratmeter große Grundstück in Sennelager unweit der Autobahn-Zufahrt zur A 33, auf dem Hagebölling seit dem Jahre 2002 seine Großskulpturen präsentiert, hat er langfristig von der Stadt angepachtet. Um weitere Arbeiten aufstellen zu können, möchte er seinen Skulpturengarten nunmehr um 2400 Quadratmeter erweitern - ein Vorhaben, das bei den Fachämtern der Stadt auf keinerlei Bedenken stößt. Gegen den »Willkürbeschluss« des Kulturausschusses hat der Künstler inzwischen Widerspruch eingelegt.

Artikel vom 24.12.2005