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Inge Baganz liest Merle, Sarah, Marika, Manu, Tim, Carolin, Danny, Alida und Hanna vor.

»Lese-Omas« locken mit Literatur

Ehrenamtliche geben in Kindertagesstätten Weihnachtsgeschichten zum Besten

Von Felix Quebbemann
Espelkamp (WB). »Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei dann drei dann vier. . . «. Der fünfjährige Justin hat das Weihnachtsgedicht schon prima auswendig gelernt und wird es sicherlich auch am Heiligabend zu Gehör bringen.

Unter der Anleitung der 79-jährigen Ruth Schwarzbold hat der Junge aus dem Schwedenkindergarten in der Kantstraße in Espelkamp die Verse erlernt. Und Ruth Schwarzbold kommt jede Woche einmal zu Besuch in die Einrichtung, um den Kindern etwas zu erzählen oder vorzulesen. Sie ist nämlich eine »Lese-Oma«.
So wie Ruth Schwarzbold sind noch in weiteren Kindertageseinrichtungen in Espelkamp »Lese-Omas« dabei, Jungen und Mädchen wöchentlich etwas vorzulesen - Êseien es nun Weihnachtsgeschichten, Märchen oder Geschichten aus Kinderbüchern.
Ruth Schwarzbold liebt ihre wöchentlichen Besuche im Kindergarten. »Ich bin begeistert, wenn ich sehe, welche Fortschritte die Kinder mit der Sprache machen.« Die 79-Jährige hat eine ganz besondere Art, den Kinder Geschichten und Erzählungen zu vermitteln. »Ich lese nicht aus den Büchern vor, sondern erzähle den Kindern frei die Geschichte. So kann ich sie sehr viel besser einbinden.« Denn die Kinder sollen ja schließlich mitarbeiten.
KiTa-Leiterin Annegret Simes zeigte sich von dem ehrenamtlichen Engagement ihrer »Lese-Oma« begeistert. »Die Sprachförderung gerade bei den kleinen Kindern ist sehr wichtig. Es ist unglaublich, was sie den Kleinen vermittelt.« Und wenn dann auch noch in so herzlicher Weihnachtsatmosphäre Gedichte und Lieder zum Fest gelernt werden, steigt die Vorfreude auf das Fest.
Im Schwedenkindergarten »liest« Ruth Schwarzbold vor allem für Kinder, die 2007 zur Schule kommen. Und Simes weiß: »Es ist schön, wenn man solche ehrenamtlichen Mitarbeiter hat.«
Im Frotheimer Kindergarten übernimmt Inge Baganz den Part der »Lese-Oma«. Wenn sie den Kindergarten betritt, wird sie sofort von einer Vielzahl der kleinen Bewohner umlagert, die es gar nicht abwarten können, sich mit ihrer »Oma Inge« auf das Mond- und-Sterne-Sofa zu setzen und ihren Geschichten zu lauschen.
Seit einem Jahr ist die 60-Jährige nun schon in der Frotheimer Kindertagesstätte ehrenamtlich tätig. Sie habe den Aushang der Stadtbücherei gesehen, der darauf aufmerksam gemacht habe, dass Lesepaten im Kindergarten gesucht würden. »Dann verstrichen Wochen und Monate. Aber letztlich habe ich dann doch angerufen.«
In der Stadtbücherei wurde das Vorlesen geprobt. Es sei gar nicht so einfach, mal eben eine Weihnachtsgeschichte vorzulesen. Doch Inge Baganz fand Gefallen daran. Schließlich liest sie auch zu Hause viel. Als sie dann an den Kindergarten in Frotheim herangetreten ist, wurde Inge Baganz für die insgesamt 75 Jungen und Mädchen in kürzester Zeit zu ihrer »Lese-Oma«.
»Vor allem die Verbindung von Jung und Alt liegt uns sehr am Herzen«, betont die Frotheimer KiTa-Leiterin Susanne Diekmann-Harms. Darüber hinaus weiß sie, dass Inge Baganz den insgesamt neun Erzieherinnen auch Arbeit abnimmt, wenn sie eine Gruppe von zehn oder zwölf Kindern mitnimmt, um ihnen etwas vorzulesen.
Inge Baganz erklärt: »Ich lese den Kindern vor, weil es mir auch selber gut tut.« Die Erzieherinnen freuen sich natürlich ebenfalls über diese Unterstützung. »Wir sind sehr glücklich, dass wir ÝLese-OmaÜ Inge haben. Mit ihrer freudigen Art geht sie sehr gut auf die Kinder ein. Sie erfüllt ihr Ehrenamt mit wirklich großer Liebe«, so Diekmann-Harms.
Und zur Advents- und Weihnachtszeit gibt es unzählige Geschichten, die die »Lese-Omas« in Espelkamp den Kindern erzählen, um das Fest der Feste noch ein bisschen zu versüßen.

Artikel vom 24.12.2005