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Richtung Norden - und
dann immer geradeaus

Kinder wissen, wo der Weihnachtsmann wohnt

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Menschen haben die Ozeane erforscht, sie sind auf die höchsten Berge geklettert, sie sind auf den Mond geflogen und sie haben Raumsonden bis an die Grenze unseres Sonnensystems geschickt. Doch ein Geheimnis haben sie trotz allen technischen Fortschritts nicht lüften können - das Geheimnis, wo der Weihnachtsmann wohnt. Wenn man Erwachsene danach fragt, dann zucken sie nur mit den Schultern. Daher hat das HERFORDER KREISBLATT das Gespräch mit den kleinen Bürgern gesucht.

Denn Kinder, die am heutigen 24. Dezember mit vor Aufregung ganz geröteten Wangen auf die Ankunft des Christkindes warten, sind wohl am ehesten in der Lage, eine Antwort auf die Frage nach dem Wohnort des Weihnachtsmannes zu geben und den Schleier des Unbekannten ein Stück zur Seite zu schieben - weil sie Fantasie haben. Während die Erwachsenen buchstäblich im Dunkeln tappen, haben die Mädchen und Jungen von der Kindertagesstätte Stiftberg eine ganz konkrete Vorstellung, wo man nach dem Weihnachtsmann suchen muss: Richtung Norden - und dann immer geradeaus.
So steht für Merle (5) felsenfest: »Der Weihnachtsmann wohnt am Nordpol.« Merle kann das sogar beweisen: »Wir haben zu Hause einen Kompass, der immer in eine Richtung, nach Norden, zeigt. Wenn man der Nadel folgt, dann kommt man ganz automatisch zum Haus des Weihnachtsmannes.« Darauf wären Erwachsene nie gekommen: Mit dem Kompass in der Hand findet man den Weihnachtsmann! Alina (6) führt noch ein weiteres schlüssiges Argument an: »Der Weihnachtsmann ist immer ganz warm angezogen - also kommt er aus einer Gegend, in der es kalt ist.«
Korvatunturi in Finnisch-Lappland könnte so ein Ort sein. Auf diesem Berg will ein finnischer Rundfunkreporter im Jahr 1927 Santa Claus - oder Joulupukki, wie ihn die Finnen nennen - tatsächlich beobachtet haben. Wie damals berichtet wurde, sollen auch Weihnachtsmann-Hilfswichtel gesichtet worden sein, die dort das ganze Jahr über Geschenke für die Kinder dieser Welt basteln. Übrigens: Seither pilgern 500 000 Touristen in das Weihnachtsdorf auf besagtem Berg bei Rovaniemi am Polarkreis - und jeder glaubt felsenfest daran, dass genau hier das Christkind zu Hause ist! Sogar eine Postanschrift hat der Weihnachtsmann: Santa Claus Office, 96930 Arctic Circle, Finland, E-Mail: santa.claus @santaclausoffice.fi
»Ich glaube allerdings, dass der Weihnachtsmann im Wald wohnt«, meint Tim (5), denn im Wald würden sich die Rentiere viel wohler fühlen als am Nordpol. »Ja«, fügt Bastian (5) an, »und beim Geschenke verpacken helfen dem Christkind ganz viele Engel.«
Dieser Wald, von dem die Kinder sprechen, könnte sogar bei uns in Europa liegen. Entweder bei der Gemeinde Himmelpforten in Niedersachsen (die ihren Namen einem Zisterzienserkloster verdankt, das hier anno 1255 gegründet wurde) oder in Christkindl, einem Ortsteil von Steyr in Oberösterreich. Der Ort heißt so, weil der schwer erkrankte Kapellmeister Ferdinand Sertl 1695 eine Christkindfigur aus Wachs in die Höhlung einer Fichte stellte, um dort regelmäßig zu beten. Er wurde geheilt - und die Stelle, an der das Christkindl stand, wurde zum Wallfahrtsort. Kolja (5) hält es für möglich, dass der Weihnachtsmann weiter oben wohnt - nämlich in einem prächtigen Schloss in den Wolken.
Dieser Wohnsitz könnte sich also auch woanders auf dem Globus befinden. Denn auf der Südhalbkugel gibt es einen Ort von himmlischem Klang: Christmas Island. Die zu Australien gehörende Insel liegt im Indischen Ozean. Ihren Namen hat sie einem englischen Kapitän zu verdanken, der sie am 25. Dezember 1643 sichtete und quasi im Vorbeifahren taufte. Es ist möglich, dass der Weihnachtsmann sich hier von den Strapazen seiner Reisen am Heiligen Abend erholt. Denn, wie sagt es Hanna (5) so treffend: »Am 24. Dezember saust der Weihnachtsmann los - und er hat an diesem Tag wirklich sehr viel zu tun . . .«

Artikel vom 24.12.2005