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Im Auftrag von Papst Leo IX. (runde Abbildung) weihte Adalbert von Bremen (Bild) Isleif zum Bischof.

Aus Herford kam der
Glaube nach Island

Bischof Isleif wurde in der Stiftsschule ausgebildet

Von Bernd Bexte
Herford (HK). Er war der Spross eines angesehenen Wikinger-Geschlechts. Er kam aus dem hohen Norden nach Herford und brachte von hier das Christentum in seine Heimat. Isleif, Sohn Gisur des Weißen, wurde 1056 zum ersten Bischof von Island gewählt. Er setzte die neue Religion gegen den heidnischen Götterglauben durch und gründete das erste Bistum Islands, in dessen Bischofskirche bis auf den heutigen Tag das Weihnachtsfest gefeiert wird.

Seine Geschichte liest sich wie ein Abenteuerroman und ist doch verbürgt. Der Kaiser, der Papst, Bischöfe und Edelherren kreuzten seinen Weg - am Ende stand die wohl friedlichste Christianisierung der Geschichte. Als berühmte isländische Saga hat Isleifs Biografie sogar Eingang in die Weltliteratur gefunden. »Er segelte zur Lehre einer Äbtissin in eine Stadt, die Herfurta heißt. Isleif kam so nach Island als Priester und gut gebildet«, berichtet die so genannte »Hungrvaka«-Saga.
Am Anfang der Geschichte standen jedoch Auseinandersetzungen, die nur dank des Wirkens von Männern wie Gisur dem Weißen gewaltlos blieben: Im Jahr 1000 hatte Island auf dem Allthing, der alljährlichen Volksversammlung, das Christentum angenommen. Doch nur die Hälfte der Bevölkerung ließ sich taufen. Die Isländer seien ein hoffnungsloser Fall, heißt es in einer Chronik. Das brachte Norwegens König Olaf Tryggvason, der die Kolonialisierung Islands forciert hatte, in Rage. Er befahl, alle nicht-getauften Isländer zu töten. Um ihm Einhalt zu gebieten, gelobte Gisur, mächtiger Häuptling auf Island, das Christentum durchzusetzen. Er brachte seinen im Jahre 1006 geborenen Sohn Isleif in den 1020-er Jahren nach Herford. Der Ruf des hiesigen Stiftes war bis nach Island gedrungen. Maßgeblichen Einfluss dabei hatte das Bistum Bremen, das bei der Nordlandmission federführend war.
Die Herforder Äbtissin Godesdiu hatte zuvor die Mädchenschule des Stiftes um eine Lateinschule für Knaben erweitert. Ihre genaue Lage ist nicht bekannt. Wegen der strikten Geschlechtertrennung werden die Jünglinge aber wohl kaum in der alten Stiftsschule für Mädchen neben dem Wohnhaus der Stiftsdamen unterrichtet worden sein.
Um 1027 wurde Isleif von Bischof Meinwerk von Paderborn zum Priester geweiht. Seine missionarischen Mühen zahlten sich jedoch nicht aus. Als er bereits 50 Jahre alt und Island immer noch nicht umfassend bekehrt war, fuhr er wieder gen Süden, um sich mit größerer Autorität ausstatten zu lassen. Er traf Kaiser Heinrich III., dem er als Gastgeschenk einen lebendigen Eisbären aus Grönland mitbrachte. Nach einer Audienz bei Papst Leo IX. in Rom beauftragte der Pontifex maximus Bischof Adalbert von Bremen, Isleif am Pfingstsonntag 1056 zum Bischof zu weihen. Und so geschah es.
Doch auch als Bischof hatte Isleif nach der Rückkehr zunächst einen schweren Stand. Die Christianisierung ging nur schleppend voran, obwohl Isleif dabei zu populären Mitteln griff: »Bier segnete er, worin Fäulnis war, und es war von da an gut zu trinken«, heißt es in der Saga.
Seine Lehrzeit in Herford hatte er aber nie vergessen. Angeregt durch seine Jahre an der Werre gründete er am Bischofssitz Skalholt die erste Lateinschule des Landes. Seinen Sohn Gisur - an den Zölibat fühlten sich die Nordmänner nicht gebunden - schickte er zur Ausbildung ebenfalls nach Herford. Nach Isleifs Tod im Jahre 1080 wurde Gisur zum zweiten Bischof Islands gewählt - das Christentum setzte sich durch.

Artikel vom 24.12.2005