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Traditionspflege dank Sint Nicolaas

Cornelis Pijnappels fährt zum Einkauf in die Heimat - Hochbetrieb in der Post

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Sein Name verleitet schon mal zu Tippfehlern: Cornelis Pijnappels stammt aus den Niederlanden, hat im Moment alle Hände voll zu tun, denn er arbeitet in der Postfiliale an der Holter Straße. »Nicht nur vor Weihnachten, sondern auch danach ist hier sehr viel los.« Die Schloß Holte-Stukenbrocker kennen und schätzen ihn als Postmitarbeiter. Doch wer weiß hier schon, dass er mehrere Jahre lang ehrenamtlich als Nikolaus tätig war. Pardon - als »Sint Nicolaas«, denn so heißt dieser auf holländisch.

Und diese Tradition wird gepflegt, unabhängig davon, dass Cornelis Pijnappels schon seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebt. Er ist 1954 in Rotterdam geboren, absolvierte nach der Schule und angefangener Banklehre seinen Wehrdienst, war in Deutschland stationiert, fand daran Gefallen, verpflichtete sich als Berufssoldat, kam 1975 nach Blomberg und blieb der lippischen Stadt treu, auch als die niederländischen Streitkräfte 1995 Blomberg verließen.
Nach mehreren beruflichen Stationen kam er zur Post und arbeitet seit Eröffnung der Filiale in Schloß Holte-Stukenbrock. Wenn er Weihnachten feiert, feiert er praktisch international. Er selbst pflegt einige Traditionen aus Holland. »Dort ist der Nikolaus viel wichtiger als der Weihnachtsmann.« Doch mittlerweile gibt es die Geschenke zu Weihnachten. Seine Frau Tamara stammt aus Moldawien. Dort wird Weihnachten sogar erst am 7. und 8. Januar gefeiert. Vom 6. auf den 7. Januar, genau um Mitternacht, legen die Eltern in Moldawien die Geschenke unter den Tannenbaum, damit die Kinder sie am nächsten Morgen finden.
»In Holland bringt der Nikolaus am 5. Dezember abends die großen Geschenke«, erinnert er sich an seine Kinderzeit. Zu Weihnachten gab es nur Schokolade, die als Baumbehang im Weihnachtsbaum zu finden war. Der Baum wurde allerdings schon eine Woche vor Heiligabend geschmückt. »Das war mir damals neu und ich finde es immer noch etwas komisch, dass in Deutschland der Weihnachtsbaum erst an Heiligabend geschmückt wird.«
Doch im Laufe der Zeit hat sich auch das Feiern von Weihnachten in den Niederlanden geändert. Mittlerweile bringt der Nikolaus kleine Aufmerksamkeiten und zu Weihnachten gibt es große Geschenke. Die werden am Heiligen Abend unter den Baum gelegt. »Holland ist ein offenes Land, in Rotterdam leben Menschen aus mehr als 200 Nationen zusammen, dadurch gibt es solche Entwicklungen«, schätzt er ein. Außerdem habe sich das große Feiern mehr zu Weihnachten hin verlagert, je älter jemand werde.
Im Haus Pijnappels in Blomberg wird jetzt am 1. Weihnachtsfeiertag gemütlich gefrühstückt, dann gibt es Kaffee und Kuchen, danach werden die Geschenke geöffnet. Mit einem Festessen, ein traditionelles Gericht gibt es dabei nicht, gemütlichem Beisammensein und Kaffeetrinken klingt dann der Tag im Kreis der Familie mit Frau und Tochter Rodica aus. Der zweite Weihnachtsfeiertag wird eigentlich in Holland genutzt, um Verwandte und Freunde zu besuchen. »Staus sind dann normal«, lacht er. Er selbst fahre mit seiner Familie an diesem Tag nicht in die alte Heimat. Das sei zu anstrengend, da er gleich nach Weihnachten wieder arbeite.
Doch am Samstag vor Weihnachten hat er sich extra für den Weihnachtseinkauf nach Holland aufgemacht. »Die Schmuckauswahl für den Tannenbaum ist dort größer, hier muss man mehr suchen. Außerdem brauche ich zu Weihnachten echten holländischen Käse.«
Wenn sich auch einige Traditionen geändert haben, der »Sint Nicolaas« lebt weiter. In Blomberg hat Pijnappels mit anderen Landsleuten 1996 den Heimatverein »Sint Nicolaas« gegründet. Derzeit drei aktive Nikoläuse besuchen mit ihren Helfern Altenheime, Schulen und andere Einrichtungen und verteilen Geschenke, wie damals der heilige Nikolaus. Er selbst hat dazu jetzt keine Zeit mehr, meint aber nachdenklich: »Die Kinder zufrieden zu stellen, ist viel schwieriger geworden, da sie sehr verwöhnt werden und häufig viel zu viele Geschenke erhalten.«

Artikel vom 24.12.2005