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Bethlehem ist überall - auch in Oesterholz

Weihnachtsfeier im Kreisaltenheim: Friebel mahnt, anderen Platz im Herzen einzuräumen

Oesterholz-Haustenbeck (mai). Als Jana Driller und Jana Schwede gestern als kleine tanzende Engel durch den Gemeinschaftsraum des Kreisaltenheims schwebten, war die Rührung einigen Bewohnern deutlich anzumerken. Die beiden Mädchen trugen mit Tanz, Gesang und Musikbeiträgen ihren Teil zum Gelingen der Weihnachtsfeier bei.

Denn obwohl sich der evangelische Kinderchor aufgelöst hat, hatte Inge Krause eine kleine Schar junger Musikanten zusammengetrommelt, die das Programm charmant bereicherte. Zuvor hatten einige der geladenen Gäste mit einem kleinen Krippenspiel, das Gudrun Voß in gewohnter Manier organisiert hatte, die Frage beleuchtet, warum Maria und Josef damals in Bethlehem nur in einem Stall unterkommen konnten. Die Menschen waren einfach zu beschäftigt. Und deshalb könnte Bethlehem, wie Heimleiter Thomas Plate zuvor schon mit einem Vers dargestellt hatte, auch überall sein, auch in Oesterholz.
Ob Soldat, Hausfrau, Landwirt, Hotelgast, Kaufmann, Reporter oder Eseltreiber, alle waren in ihre Angelegenheiten vertieft. Der Bürgermeister, dessen Rolle natürlich Thorsten Paulussen übernommen hatte, berichtete, dass er so mit der Zählung beschäftigt gewesen ist, die übrigens ausgezeichnet gelaufen sei, dass er von Maria und Josef nichts gesehen habe. Der Pfarrer (Pastor Friebel) war so in die Sonntagspredigt vertieft und grübelte über die Frage »Ist es möglich, dass Gott an dir vorbei geht und du erkennst ihn nicht?«, dass er das Klopfen an der Tür erst zu spät wahrgenommen habe. Und auch der Wirt vom Gasthof Sibille, gespielt von Friedemann Wolf, bedauerte es, versäumt zu haben, dem Retter der Welt einen auszugeben. Aber alle Zimmer seien mit zahlungskräftigen Gästen bereits belegt gewesen.
Nur dem Hirten (Thomas Plate), dessen Augen sonst nichts anderes sehen »als Unglück, Armut und die Kälte der Herzen« war es vergönnt, das Kind in der Krippe liegen zu sehen. Somit konnte er auch die Frage der anderen, wo die Krippe denn stehe, beantworten. »Gleich nebenan, der Stall ist nicht weiter als ein paar Schritte, man muss sie nur tun, so ist man am Ziel.« Auf das Spiel ging auch Pfarrer Dr. Thomas Friebel in seiner kurzen Predigt ein. Er erinnerte an die Menschen, die außen vor stehen und mahnte die Anwesenden, ihnen einen kleinen Platz in ihren Herzen einzuräumen.
Fast alle der Bewohner werden nach Auskunft von Plate auch die Feiertage gemeinsam im Kreisaltenheim verleben, wo sie dann aus der Küche ein Festessen serviert bekommen. Von deren Qualität konnten sich auch die Gäste zum Abschluss der Feier überzeugen.

Artikel vom 23.12.2005