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Was wollen die Frauen sehen?

Komödie »Ladies Night« als Silvester-Überraschung an Kammerspielen

Von Maren Simoneit (Text)
und Brigitte Voß (Foto)
Paderborn (WV). Alle Damen aufgepasst: In der neuen Produktion der Westfälischen Kammerspiele lassen einmal die Herren der Schöpfung die Hüllen fallen. Premiere der witzigen Komödie »Ladies Night« ist am 29. Dezember um 19.30 Uhr.

Keinen Job, kein Geld, kein Selbstwertgefühl - was bleibt, ist das Bier in der Kneipe. Trübe Aussichten für die fünf arbeitslosen Freunde in einer englischen Industriestadt. Ihr Selbstbewusstsein ist auf dem Nullpunkt angelangt. Auf die Dauer kein Zustand. Als eine Männer-Stripshow in der Stadt gastiert, haben sie die rettende Idee: Sie werden eine eigene Truppe gründen und viel Geld verdienen!
Keiner der Jungs - gespielt von Frerk Brockmeyer, Christian Onciu, Sven Reese, Daniel Sonnleithner und Marco Wohlwend - hat jemals auf einer Bühne gestanden, und so improvisieren sie wild drauf los - im festen Glauben, die Damenwelt auch ohne Waschbrettbauch und stramme Muskeln in Nullkommanichts in »wilde Tiere« zu verwandeln. Wie genau das vor sich gehen soll, darüber gehen die Ansichten der fünf Herren allerdings ziemlich auseinander: Die weibliche Phantasie ist für sie »ein Gebiet voller Rätsel und Mysterien«.
Bereits Ende der 80er Jahre von den beiden neuseeländischen Autoren Stephen Sinclair und Anthony McCarten geschrieben, schwebt diese wundervolle englische Komödie wohltuend über der Realität im Zeitalter der Arbeitsämter und Job-Center. In Neuseeland avancierte »Ladies Night« zum erfolgreichsten Theaterstück aller Zeiten. Die deutschsprachige Erstaufführung fand 1992 am Wiener Parktheater Hietzing statt. In Großbritannien wurde die Komödie von 1989 bis 1996 in fünf verschiedenen Tournee-Inszenierungen mehr als 500 Mal aufgeführt.
Auch eine Leinwand-Adaption des Bühnenstückes ließ nicht lange auf sich warten: Die britische Filmkomödie »The Full Monty« (deutscher Titel »Ganz oder gar nicht«) in der Regie von Peter Cattaneo war 1997 der große Überraschungserfolg an den Kinokassen wie auch beim Feuilleton. Der Europäische Filmpreis und die »Oscar«-Nominierung zum besten Film des Jahres waren der verdiente Lohn. Die Low-Budget-Komödie entwickelte sich zum finanziell erfolgreichsten britischen Film aller Zeiten.
An den Kammerspielen inszeniert Joerg Bitterich das Stück. Einzige Frau in der Produktion ist Dietlind Rott, die für das Bühnenbild und die Kostüme verantwortlich zeichnet. Bewusst hat sich Bitterich bei der Ausstattung für eine Frau entschieden - in der Gewissheit, dass sie einen anderen Blick für das männliche Verhalten hat als die Männer selbst.

Artikel vom 23.12.2005