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Eine besonders stille Weihnachtsnacht

Weihnachtslieder bewegen und verbinden - Zwölf Menschen aus Borgholzhausen erzählen

Von Katrin Niehaus (Text und Fotos)
Borgholzhausen (WB). Springreiter Franke Sloothaak setzt auf einen englischen Klassiker, »Dorfpolizist« Josef Hoppe auf ein traditionelles deutsches Lied. Das WESTFALEN-BLATT fragte zwölf Menschen in Borgholzhausen nach ihrem liebsten Weihnachtslied.

Sie hat Generationen von Piumern unzählige Weihnachtslieder beigebracht. Der langjährigen einstigen Kantorin Esther Müller fällt die Wahl schwer. Sie hat jedoch eine besondere Vorliebe für »Vom Himmel hoch, da komm ich her«. »Ein Lied, das ich schon in der Kindheit wunderbar fand«, erzählt die 73-Jährige.
»Stille Nacht, heilige Nacht« steht sowohl bei Marianne Hoppenstedt als auch bei Rolf Singenstroth an erster Stelle. Der Vorsitzenden der Landfrauen ist ganz feierlich zumute, wenn sie es hört. Die 53-Jährige singt es immer innerlich mit, weil sie zu ihrem großen Bedauern nicht tonfest ist.
Rolf Singenstroth (73) erinnert die »Stille Nacht« an seine Kindheit. »Ich werde das Weihnachtsfest 1944 niemals vergessen. Ich war zwölf, meine Familie war ausgebombt worden, und wir waren beim Nachbarn Strothmann untergekommen. Das war eine besonders stille Weihnachtsnacht, als wir das Lied sangen«, blickt der Ehrenvorsitzende und einstige Gastronom zurück.
Die evangelische Pfarrerin Silvia Schultz (46) mag »Ich steh' an deiner Krippen hier« besonders gerne: »Den Text hat Paul Gerhardt 1653 geschrieben. 1736 ist es von Bach vertont worden. Die ruhige Melodie gefällt mir gut.« Der Favorit des passionierten Laienspielers Heinz Doht ist »Kommet, ihr Hirten«. Schließlich schlüpft der 70-Jährige auch stets bei der Weihnachtsgeschichte des Piumer Bauerntheaters in die Rolle eines Hirten.
Die Nummer eins für Piums bekannten Springreiter Franke Sloothaak ist »Last Christmas« - ein Weihnachts-Hit der Gruppe Wham, der seit seinem Erscheinen 1984 ein Ohrwurm ist. »Ich höre das Stück immer wieder gerne im Radio. Ich würde gerne selbst singen, aber das klappt nicht so gut. Ein Leben ohne Musik kann ich mir trotzdem nicht vorstellen«, erzählt der 47-Jährige.
»O du fröhliche« ist das Lieblingslied von Elisabeth Jäckel (58) und Wilfried Torweihe (76). »Meine Kinder haben, als sie klein waren, immer auf dieses letzte Lied im Gottesdienst gewartet, und wenn es dann so weit war, strahlten ihre Augen«, sagt die CDU-Ratsfrau. Für den Stadtdirektor a.D. und Ehrenvorsitzenden des Männerchores ist es das Lied der Lieder: »Es stimmt in ganz besonderer Weise auf das Weihnachtsfest ein - sowohl der Text als auch die Melodie.«
Labyrinth- und Maisexperte Bernd Grewe setzt auf »Lasst uns froh und munter sein«. »Es verbreitet eine positive Stimmung. Singen verbindet und stimmt nicht nur zur Weihnachtszeit fröhlich«, betont der 38-Jährige. Fröhlich mag es auch Musiklehrerin Ulrike Doht. Der 43-Jährigen fällt die Wahl ebenfalls schwer. Eines ihrer Lieblingslieder ist »Fröhliche Weihnacht überall« - »in der Melodie steckt bereits Vorfreude«.
»Zu Bethlehem geboren«, ein Weihnachtslied, das der Jesuit Friedrich von Spee - einer der Ersten, der sich gegen den Hexenverbrennungswahn wandte - 1638 verfasst hat, ist das Lieblingslied des katholischen Pfarrers Manfred Risse und des Hauptkommissars Josef Hoppe. »Wenn ich dieses Lied höre, dann ist für mich Weihnachten«, erzählt der 58-jährige »Dorfpolizist«, der als Tenor im Kirchenchor Holzhausen-Ohrbeck singt. Pfarrer Risse (75) gefällt die fünfte Strophe besonders gut, weil sie verdeutlicht, dass der Mensch Gott in sich selbst findet. »Dich, wahren Gott, ich finde in meinem Fleisch und Blut. Darum ich denn mich binde an Dich, mein höchstes Gut. Eija, eija, an Dich, mein höchstes Gut.«

Artikel vom 24.12.2005