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Erstes Training auf der Diele

WB-Serie: »Klein, aber fein: Mein Verein« - Folge 7: TTG Ikenhausen

Von Sylvia Rasche
Ikenhausen (WB). Ein kurzer Blick in den Aufenthaltsraum der TTG-Freizeithalle genügt: zahlreiche Pokale und Urkunden dokumentieren die erfolgreiche Vereinsgeschichte der Tischtennis-Gemeinschaft Ikenhausen. Eine Geschichte, die es fast nicht gegeben hätte und die mit einer großen Enttäuschung Anfang der 60-er Jahre begann.

»Eigentlich wollte ich einen Fußballverein in Ikenhausen gründen«, gibt Günter Bickmann zu. Der Mann, der den Weg der TTG Ikenhausen später 31 Jahre als Vorsitzender prägen sollte, scheiterte allerdings mit seinem Vorhaben, die in den Nachbarvereinen kickenden Ikenhausener in einem eigenen Club zu vereinen. »Letztlich fehlte das Sportgelände im Ort«, erinnert er sich. Pech für die Fußball-Fans, Glück für die Freunde des kleineren und wesentlich schnelleren Balls. Günter Bickmann machte sich gemeinsam mit Josef Berendes an die Arbeit. Landwirt Heinrich Berendes stellte seine Diele als Trainingsraum zur Verfügung. Ein erstes Turnier bestritt die Messdienergruppe. Die gute Resonanz dieses Turnier ermutigte Bickmann und Berendes, ihr Projekt weiter voran zu treiben. Schließlich fanden sich 1966 14 Sportler zur Gründung der Tischtennis-Gemeinschaft Ikenhausen zusammen.
Schon ein Jahr später nahmen zwei Herren-Mannschaften am Spielbetrieb teil. Der Verein wuchs kontinuierlich. Ikenhausener, die ihren Heimatort verlassen, bleiben der TTG meistens treu. »Mittlerweile kommen unsere 116 Mitglieder sicher aus 20 verschiedenen Ortschaften«, erklärt Vorsitzender Detlef Jaschinski, der Bickmann im April als TTG-Chef nachfolgte. »Die Gemeinschaft ist für uns ganz wichtig. Nach dem Training oder nach den Meisterschaftsspielen sitzen wir oft noch zusammen, fast immer bleiben auch die gegnerischen Mannschaften noch hier«, berichtet Jaschinski.
Besonders stolz sind die Vereinsmitglieder nicht nur auf die sportlichen Höhepunkte der vergangenen 40 Jahre, sondern auch auf ihre größte Gemeinschaftsleistung. Die TTG-Freizeithalle errichteten sie 1990/91 in Eigenleistung. 92 freiwillige Helfer leisteten damals insgesamt 11500 Arbeitsstunden. »Damit haben wir als einer der wenigen Vereine in Deutschland eine eigene Tischtennishalle«, sagt Detlef Jaschinski nicht ohne Stolz.
Derzeit stellt der Verein der 176-Einwohner-Ortschaft sieben Mannschaften. Zu Spitzenzeiten in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre waren es sogar elf Teams. 1997 feierte der Verein fünf Meistertitel (Herren-Kreisliga, Herren 1. bis 3. Kreisklasse und Mädchen 1. Kreisklasse). Die erste Herren-Mannschaft hält sich seit acht Jahren in der Bezirksklasse und strebt auch in dieser Saison wieder den Klassenerhalt an. Gleiches gilt für die Frauen, die als Kreisliga-Meister erst im Herbst in die Bezirksklasse zurück gekehrt sind und es hier derzeit schwer haben. »Wir geben unser Bestes und hoffen, dass es am Ende reicht«, nennt Detlef Jaschinski das sportliche Saisonziel. Die Ü40-Senioren der TTG streben den vierten Kreismeistertitel in Folge an. Die Schüler haben mit Jugendobmann Udo Wiegard gerade ihre erste Saison in Angriff genommen und freuen sich über kleine Fortschritte gegen ihre meist älteren Gegner.
Der einzige Sportverein des Ortes ist mit seinen jugendlichen 40 Jahren sehr aktiv, bietet neben Tischtennis auch Badminton und Nordic-Walking an und hat den Beweis erbracht, dass manchmal eine zunächst nur zweitbeste Idee langfristig zum Glücksfall werden kann.

Artikel vom 23.12.2005