21.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Vom Praktikanten zum Vizepräsident

Anton Schäfers soll in der Bezirksregierung Detmold die Verwaltungsreform begleiten

Detmold (pr). Der Bezirksregierung Detmold ist er immer treu geblieben. Vor 38 Jahren begann Anton Schäfers dort als Verwaltungspraktikant, gestern ernannte der nordrhein-westfälische Innenminister Ingo Wolf (FDP) den 60-Jährigen aus Horn-Bad Meinberg zum neuen Regierungsvizepräsidenten.

SchäfersÕ Karriere ist ungewöhnlich für die öffentliche Verwaltung: Ohne Studium arbeitete er sich von ganz unten nach ganz oben, vom Regierungsinspektoranwärter zum stellvertretenden Leiter der Behörde. Ein »Macher« sei er, sagen die Kollegen bei der Bezirksregierung, sein enormer Einsatz und seine Fähigkeit, funktionierende, effektive Teams zu leiten, werden in der Behörde bewundert. Nach der Wende wechselte Schäfers für zwei Jahre nach Potsdam ins Brandenburger Innenministerium und half dort, die Verwaltung des noch jungen Bundeslandes aufzubauen. Sein Beruf sei ihm zugleich ein Hobby, sagte er schmunzelnd bei der Amtseinführung.
Nun ist CDU-Mitglied Schäfers der erste Mann hinter Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl (FDP). Auf das Führungsduo der Detmolder Behörde warteten schwierige Zeiten, sagte Innenminister Wolf gestern bei der Ernennung vor den Mitarbeitern der Bezirksregierung. Und Schäfers weiß, was sich hinter dem sperrigen Wort »Verwaltungsstrukturreform« verbirgt: die Entscheidung, wie viel und welche öffentliche Verwaltung in Detmold und in der gesamten Region ansässig sein wird.
Schäfers geht davon aus, dass auch in Zukunft »gehaltvolles, relevantes Verwaltungshandeln« in Detmold verbleiben wird. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass OWL im Jahr 2012 ohne wichtige Verwaltung dastehen wird«, sagte er im Gespräch mit der SCHLÄNGER ZEITUNG. Es müsse aber geprüft werden, welche Aufgaben privatisiert werden und welche wegfallen könnten. Gleichzeitig sollten die Ministerien Aufgaben an die neu zu schaffenden Regionalpräsidien abtreten. Schäfers stellte jedoch klar, dass nur dann privatisiert werden könne, wenn es keine staatliche Steuerung für den Aufgabenbereich geben muss.
»Diese Verwaltungsreform wird uns allen sehr viel abfordern«, schwor Schäfers die Mitarbeiter auf einen schwierigen Prozess ein. Er baut jedoch auf seine Erfahrungen aus Brandenburg und die Hilfe der Mitarbeiter. »Gehen Sie bitte alle mit, das ist unsere Chance«, appellierte der neue »Vize« an seine Kollegen.
Mit Anton Schäfers rückt ein gewissenhafter Arbeiter in die Spitze der Bezirksregierung auf, ein »Malocher«, der bei den Kollegen höchsten Respekt genießt. Der Vater von drei erwachsenen Töchtern weiß um die schwierigen Aufgaben, die auf ihn warten. Sie werden ihm in den kommenden Jahren wahrscheinlich noch weniger Zeit für das Heimwerken lassen - neben dem Beruf sein zweites großes Hobby.

Artikel vom 21.12.2005