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Russischer Abend als eine
alternative Adventsfeier

Das Herrenballett fanden alle Gäste nett: Der Russische Abend war eine Weihnachtsfeier der etwas anderen Art.

Kalinka und Karaoke der Migranten im Denis-Haus

Paderborn (WV). Dass Weihnachtsfeiern nicht zwingend in wirren Wichtel-Aktionen enden müssen, oder in reine Promille-Partys ausarten, bewiesen jetzt die aus den ehemaligen GUS-Staaten gekommenen Bewohner des Jugendwohnheims Elisabeth-Denis-Haus (EDH). Die Migranten veranstalteten ihren »Russischen Abend«.

Damit wollten sie sich bei ihren Erziehern sowie Mitarbeitern des Meinwerk-Instituts bedanken. Selbstverständlich feierten auch die ehrenamtlichen Hausaufgabenhelfer mit - die Schulbücher mussten ja erst am nächsten Tag wieder aufgeschlagen werden.
Unumstrittener Höhepunkt des Abends war eine Gruppe junger Herren, die in Sachen Grazie und Ästhetik alles bisher im Wohnheim da gewesene in den Schatten stellte. Wochenlang hatten sie trainiert. Jetzt stellten sich die Männer unbeschreiblich weiblich ihrem Publikum. Mit dem Ertönen der ersten »Kalinka-Klänge« war das Herrenballett perfekt. Hübsch-geschminkte Gesichter und Körper in wallenden Frauenkleidern füllten elfengleich und traumtänzerisch den Aufenthaltsraum im EDH. Der Lohn war langanhaltender Applaus - und auch sonst ging niemand kulturell leer nach Haus. Zusammen mit zwei Studierenden der Katholischen Fachhochschule hatten die Jugendlichen eine Karaoke-Show eingeübt; Speisesaal, Flur und Aufenthaltsraum dekoriert und im Wohnheim blieb vor der Party keine der fünf Küchen kalt. Überall herrschte nachmittags und abends Hochbetrieb, um russische Speisen für das Büffet zu zaubern. Doch damit nicht genug. Die Gäste wurden in traditionellen Kleidern und nach traditioneller Art mit Brot und Salz willkommen geheißen. Die Jugendlichen sangen zum Dank an ihre Gäste russische Volkslieder und Schlager.
Corinna Fleckner, Studierende an der KFH in Paderborn und zur Zeit Praktikantin im Jugendwohnheim Elisabeth-Denis-Haus, äußerte sich zufrieden: »Die überwiegend russlanddeutschen Jugendlichen bewiesen viel Engagement als es darum ging, die Feier vorzubereiten, um den Gästen ein Stück ihrer alten Heimat vorzustellen.« Ihre neue Heimat erleben zur Zeit 57 jugendliche Migranten in dem zum Meinwerk-Institut zählenden Jugendwohnheim Elisabeth-Denis-Haus. Hier werden sie sozialpädagogisch betreut. Tagsüber besuchen einige von ihnen das Mädchengymnasium St. Michael. Dort steuern sie in speziellen Förderklassen das Abitur an.
Der andere Teil ist in der In-Via- Akademie in der Grund- und Mittelstufe in schulabschlussbezogenen Lehrgängen auf dem Weg zum Hauptschulabschluss, Klasse 9 oder 10a. Wer die Ober-stufe der In-Via-Akademie besucht, kann die Fachoberschulreife erreichen. In allen schulabschlussbezogenen Lehrgängen ist Deutsch das Schwerpunktfach Nummer eins.

Artikel vom 23.12.2005