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Von Stephan Arend

Sport-
Aspekte

43:0 - und doch nur Verlierer


Es muss nicht immer Bundesliga sein. Auch ein Samstagnachmittag auf einem der heimischen Plätze lässt das Herz manchmal höher schlagen. Wenn die kleinsten Nachwuchskicker mit Feuereifer dem Ball hinterherjagen, wenn der kleine blonde Junge fasziniert die Flugkurve des Vogelschwarms statt der des Balles verfolgt, dann ist die Fußball-Welt noch in Ordnung. Manchmal fließen Tränen, die aber ganz schnell vom Trainer oder von den Eltern getrocknet werden.
Ein Samstagnachmittag auf einem der heimischen Fußballplätze kann das Bild von dieser heilen Fußballwelt aber auch ganz schnell zerstören. Es gibt Trainer von Mini-Mannschaften, die gegen ein Endergebnis Protest einlegen. Es gibt Betreuer, die bei einer 9:0-Pausenführung den beschäftigungslosen Torwart als zusätzlichen Feldspieler aufbieten - also trotz drückender Überlegenheit die zweite Halbzeit in Überzahl bestreiten. Es gibt Eltern, die ihr Kind auffordern, den Ball um keinen Preis dem schwächeren Mitspieler aufzulegen. Und es gibt Tage, wie den 22. Oktober 2005.
An diesem Samstag besiegte die F1-Jugend des Vereines X die F1 des Vereines Y mit 43:0. Namen sind in diesem Zusammenhang nicht von Bedeutung, weil austauschbar. Bei diesem Ergebnis musste selbst der Staffelleiter zwei Mal hinschauen. Schließlich dauert eine solche Partie gerade einmal 40 Minuten.
Verloren hat an diesem Nachmittag auch der Gewinner. 43 Treffer in 40 Minuten - der Haupttorschütze traf allein 18 (!) Mal - sind nur möglich, wenn man gnadenlos aufs Tempo drückt. Mannschaft X im Rausch stellt einen neuen Rekord auf - und hat doch nichts gelernt. Selbst in dieser einseitigen Partie kann ein Trainer seine Schützlinge fordern. Er kann ihnen Aufgaben stellen, statt ein solches »Abschießen« zuzulassen oder sogar zu unterstützen.
Mannschaft Y ist eine neu gegründete Mannschaft, die in der Gruppe mit »echten« F1-Teams nichts zu suchen hat. Die Gegner trainieren schon seit Jahren, sind zumeist älter und natürlich in allen Belangen überlegen. Woche für Woche hagelt es deftige Niederlagen. Trainer und/oder Jugendleiter müssen sich mehr Gedanken machen. Nur ein Hinweis an den Staffelleiter - und dieser hätte die Anfänger-Mannschaft der Gruppe mit den zumeist jüngeren F3 und F4-Teams zugeordnet.
Zu loben ist in diesem Zusammenhang, dass der Fußballkreis nach der Winterpause alle F- und E-Jugend-Gruppen neu einteilt - und bei der Zusammenstellung die Ergebnisse der Hinrunde als Maßstab nimmt. Ab der D-Jugend werden die Mannschaften ohnehin schon vor der Saison in verschiedene Leistungsgruppen eingeteilt. Ein 43:0 wird es in der Rückrunde nicht mehr geben.

Artikel vom 22.12.2005