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Goldene Zeiten am Kirchplatz

Blick in Bernd Strüwes Werkstatt

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Die Schnörkel, die überbordenden Formen sind seine Sache nicht. Purismus statt Üppigkeit: Der Meister setzt auf klare Linien und schlichte Eleganz. Ein Stil, den Bernd Strüwe in seiner Goldschmiede am Steinhagener Kirchplatz pflegt.

Derzeit herrschen naturgemäß glänzende Zeiten für Gold und Silber, Diamanten und Perlen - so kurz vor Weihnachten haben sie Hochkonjunktur. Bernd Strüwe bietet etliche Schmuck-Kollektionen, die er zukauft, sowie neuerdings auch Uhren. Aber die »Juwelen« seines wertvollen Programms sind natürlich die eigenen Kreationen. Zunächst im Kopf, dann mit ein paar simplen Strichen auf dem Papier entstehen die edlen Kunstwerke - um schließlich mit Hilfe einer schier unübersichtlichen Zahl von Zangen und Feilen, mit Hämmern und Lötgeräten Gestalt und mittels Schmirgeln und Polieren schließlich Struktur und Schimmer anzunehmen.
Der »Klumpen« Gold ist natürlich legendär: Für Bernd Strüwe ist das, was da vor ihm liegt, ganz technisch gesprochen »Arbeitsgold«. Meist legiert er sich das selbst in der Schmelzesse: Feingold und Silber und Kupfer ergeben Gelbgold in 585-er- oder 750-er-Qualität. Dabei variiert die Farbe durchaus. Der Meister aber findet: »Je satter das Gelb, umso schöner.« Stark im Trend auch: Weißgold und das Zusammenspiel von Gold und Silber.
Gewalzt auf passende Stärke bringen besagte Werkzeuge Blech und Draht dann in Form, setzen ihm Brillanten - geradezu unverwüstlich nach wie vor in Mode -, Diamanten-Klassiker wie Rubin und Saphir oder auch Modisches wie die halbedlen Turmaline Glanzlichter auf. Letztgenannte Steine hat der 40-jährige Goldschmied selbst zu seinen Favoriten erkoren: »Weil es sie in jeder Farbe gibt.
Wie bringt man Familienerbstücke in moderne Form? Eine Frage, mit der sich vielfach die Kunden an den Goldschmied wenden, der in einem Betrieb in Bielefeld sein Handwerk gelernt, berufsbegleitend die Meisterschule absolviert hat und vor sechs Jahren sein Geschäft in Steinhagen eröffnete. »Häufig geht es darum, dass ein Ring, eine Kette, ein Armband umgearbeitet werden soll oder dass sich Kunden weitere Schmuckstücke anfertigen lassen, um ein komplettes Ensemble tragen zu können«, erklärt Bernd Strüwe.
Der Traum vom Gold gehört für den Handwerksmeister zwar zum Alltag - aber Wünsche, die viel (vielleicht zuviel) Zeit und viel Geld kosten würden, die hegt er dennoch: »Einmal so richtig mit verschiedenen Materialien experimentieren zu können, das wäre schön . . .«

Artikel vom 23.12.2005