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»Ein Fass aufgemacht« in
Sachen Schüler-Mobbing

Jutta Krähling mit »Blau wie die Liebe« am Gymnasium

Brackwede (ho). »Da haben wir ein Fass aufgemacht in den Klassen«, sagt Ulrich Sonntag, Deutschlehrer am Brackweder Gymnasium. Im Unterricht hatten er und seine Kolleginnen Maria Giannaci und Eva Maschke den Jugendroman »Blau wie die Liebe« von Jutta Krähling behandelt. »Unsere Schülerinnen und Schüler haben ähnliche Probleme, wie sie in dem Jugendroman beschrieben werden.« Gestern kam die Autorin zu einer Lesung in das Brackweder Gymnasium.
In dem Buch geht es um eine glaubwürdige Geschichte über die aufregenden Teenie-Jahre und die Schwierigkeiten, Eltern, Schule und erste Liebe unter einen Hut zu bringen. Und dabei kommt auch ein gar nicht so seltenes Thema zur Sprache: Mobbing. Pascal, Melanies Freund, beteiligt sich an einer Wette, wer ein Date mit dem hässlichsten Mädchen arrangieren kann. Mehrere Mädchen werden in eine Eisdiele eingeladen und verspottet.
Melanie, heimlich in den »süßen Typen« aus der Klasse 10 verknallt, geht wie auf Wolken, sieht die Sache mit der Schule und dem drohenden blauen Brief weniger schlimm. Mit Pascal zusammen zu sein ist für sie das beste Mittel gegen Schulfrust und nervige Eltern. Bis sie von der fiesen Wette erfährt . . .
In einer Art Klassenkonferenz behandelte Ulrich Sonntag das Thema. »Mobbing ist unter Schülern sehr ausgeprägt, teilweise in einer sehr subtilen Art und Weise. Das Verhalten wird gerade in diesen Jahrgangsstufen von Jahr zu Jahr rauer«. Und Jutta Krähling, die das Thema auch schon in anderen Gruppen, ohne Anwesenheit von Erwachsenen aufgriff, ergänzt: »Teilweise ist das Verhalten heutzutage noch krasser als im Buch beschrieben«.
Maria Giannaci beschreibt anfängliche Schwierigkeiten beim Einlesen des Textes in ihrer Klasse. »Gerade bei den Schülerinnen ist das Buch gut angekommen, es ist sehr schülerorientiert. Die Jungen haben sich etwas schwerer getan«. Und ihre Kollegin Eva Maschke berichtet, dass der Text besonders gut angekommen sei. »Hier dreht es sich um die Erlebniswelt der Schülerinnen und Schüler, ein Stück heutiger Jugendkultur«. Befürchtungen, dass der Stoff langweilig sei, »weil von den Lehrern ausgesucht«, waren schnell zerstreut.
Etwa 75 Mädchen und Jungen der Klassen 7 a, b und c lauschten auch gespannt der Lesung von Jutta Krähling, die es verstand, ihr junges Publikum von Beginn an mit einzubeziehen. So entfachte sich eine lebhafte Diskussion über zentrale Textaussagen, mit roten und grünen Karten konnten die jungen Leute Zustimmung oder Ablehnung zu prägnanten Aussagen aus ihrem Alltagsleben und -empfinden signalisieren. Für Jutta Krähling, Autorin und Diplompädagogin, war es die erste Lesung dieser Art an einer Schule.

Artikel vom 21.12.2005