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Saison für Küsse unter
dem Mistelzweig

Bei der Fortpflanzung hilft eine Drossel


Bad Oeynhausen-Dehme (WB). Besonders an Spätherbst- und Wintertagen, wenn Laubbäume ihre Blätter längst abgeworfen haben, sind die grün leuchtenden Kugeln in den Baumwipfeln kaum zu übersehen. Die weiß-silbrigen Früchte der Mistel reifen gerade im Dezember als Schmarotzerpflanze an verschiedenen Baumarten. »Die bis zu einem Meter großen Pflanzen wachsen sehr langsam«, erklärt der Dehmer Landschaftswart Erwin Mattegiet. »Für 30 Zentimeter Durchmesser benötigen sie 30 Jahre.«
Einen Teil der Fortpflanzung übernimmt die Misteldrossel. Der Samen des beerentragenden Gewächses keimt nämlich nur, wenn er vorher den Darmtrakt der Misteldrossel passiert hat. »Durch die Darmpassage entwickelt der unverdaute, aber keimfähige Samen Saugwurzeln, die sich in der Rinde festsetzen«, erklärt Mattegiet. So sorgt die Misteldrossel für neue Pflanzen, die späteren Drosselgenerationen zugute kommen.
Das Küssen unter einem Mistelzweig, der über einem Türrahmen hängt, ist ein englischer Weihnachtsbrauch, der den Jungverliebten Glück bringen soll. Auf Weihnachtsmärkten werden die kugelbildenen Kleinsträucher aller Orts angepriesen. »Diese Sitte hat die europäischen Bestände der geschützten Art leider stark dezimiert«, sagt Erwin Mattegiet.

Artikel vom 21.12.2005