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Potpourri aus Ave Maria und Jingle Bells

Nur wenig Swing bei den Jungen Tenören


Von Andrea Pistorius
Delbrück (WV). Da bezahlen Leute 38 Euro für eine Konzertkarte und was bekommen sie geboten? Eine lieb- und lustlos präsentierte Show mit den Jungen Tenören, die obendrein noch ihr Thema »Beswingliche Weihnachten« verfehlte.
Die Bühne in der Stadthalle Delbrück war verheißungsvoll mit Weihnachtsbaum und Watteschnee geschmückt, das Publikum freute sich auf »Jingle Bells« und andere bekannte Melodien aus amerikanischen Filmen, aus Jazzkellern und Gospelchören, doch das erste, was ins Ohr drang, war das Kirchenlied »Herbei, oh ihr Gläubigen«, das die Band mit Schlagzeug und E-Piano flott unterlegte. Nebel stieg auf, das Bühnenlicht wechselte ins Violette und weiter ging's mit »Tochter Zion«, wobei die drei Tenöre das Publikum animierten, fröhlich im Vierer-Rhythmus mitzuklatschen.
Amerikanisch wurde es dann doch noch mit »Let it snow« und »Santa Claus is coming to town«, doch nichts erinnerte auch nur entfernt an Bing Crosby und Co. Alle drei, Hans Hitzeroth, Hubert Schmid und Bernhard Hirtreiter, schienen an diesem Abend reichlich indisponiert zu sein, den Stimmen mangelte es an Volumen und Ausdruckskraft; allein der Münchner Hirtreiter vermochte noch mit dem »Ave Maria« von Bach/Gounod ein wenig Wärme und Glanz in seinen Vortrag zu legen. Allerdings wirkte dieses Lied zwischen »Christmas Winterwonderland« und »Kling, Glöckchen, klingelingeling« merkwürdig deplatziert.
Die fünfköpfige Band spielte ähnlich routiniert wie das Tenöre-Trio sang. Zu Schlagzeug und E-Piano gesellten sich noch Saxophon, Gitarre und Kontrabass, was den Arrangements unterschiedliche Klangfarben verlieh. Manche, rein instrumentale Titel wie »Tribute to Bach« waren recht ansprechend, davon hätte das Publikum sicher gern mehr gehört. Doch die Musiker verzogen sich stattdessen Plätzchen knabbernd auf's Bühnensofa, um einem Weihnachtsgedicht zu lauschen.
Für viele Besucher war dieses Programm eine Enttäuschung. Insbesondere für drei Fans der Jungen Tenöre, denen sogar ein Autogramm verweigert wurde.

Artikel vom 20.12.2005