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Volkan Dagli befestigt die
Scharniere an den Klammern

Fleißige Wichtel sorgen für Umsatz

Schulfirma an der Ernst-Wiechert-Schule stellt Klammern und Karteikästen her

Von Felix Quebbemann
(Text und Fotos)
Espelkamp (WB). Die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland stagniert. Die Unternehmen leiden unter den Marktbedingungen. Die Wirtschaft kommt nicht in Gang. Da sind neue Ideen gefordert. Und die hatte die Ernst-Wiechert-Schule mit »Wiecherts Wichtel«.

Ganz nach dem Motto »Früh übt sich« gründete die Hauptschule vor etwa einem Jahr eine Schulfirma unter der Leitung von Lehrer Wolfgang Jürgens. Und die ersten Erfolge stellten sich bereits im ersten Geschäftsjahr ein. So erwirtschafteten die fleißigen »Wichtel« 1750 Euro.
Doch womit eigentlich? »Wir produzieren Tischklammern für den Tischtennis-Sport. An diesen Klammern kann man Ballbehälter befestigen«, erklärt Jürgens. Diese Idee lag nahe. Ist doch der Lehrer ein begeisterter Tischtennis-Spieler. Mit Hilfe dieser Klammern haben die Sportler beim Schlagtraining nunmehr die Möglichkeit, viele Bälle in unmittelbarer Nähe des Tisches zu haben.
Per Dauerauftrag werden pro Monat etwa 40 bis 50 Stück dieser Klammern ausgeliefert. Und pro Stück machen die »Wichtel« immerhin einen Gewinn von drei Euro, so Jürgens. Für diese Idee hat die Schule sehr schnell einen Interessenten gefunden. Ein Sportartikelhändler aus Porta Westfalica sicherte sich die Dienste der Schulfirma, bei der die 13 Jungen und Mädchen des Wahlpflichtfaches »Schulfirma-AG« am Nachmittag im Werkraum die Klammern aus Holz, Scharniere und Gummi-Besatz zusammenbauen. »Die Firma funktioniert wie ein herstellendes Unternehmen«, erklärt Jürgens weiter. Da werden Qualitätszertifikate für ein produziertes Stück ausgestellt. Es gibt sogar ein Bewerbungstraining.
Der Lehrer betont immer wieder, wie wichtig es sei, genau zu arbeiten. Denn Ausschuss kann sich das noch junge Unternehmen, das unter der Trägerschaft des Fördervereins der Schule steht, nicht leisten. Aber natürlich wird auch bei den fleißigen »Wichteln« nicht jedes Produkt 100-prozentig. Dann muss gegebenenfalls nachgearbeitet werden.
Jürgens sondiert mit seiner Truppe ständig, wo es auf dem großen Wirtschaftsmarkt Produkte gibt, die mit der Schulfirma realisiert werden können. Das neueste Produkt der Schulproduktion sind verzinkte Karteikästen aus Kiefernholz. Und selbst die Wirtschaftsförderung des Kreises wurde schon auf die Espelkamper Firma aufmerksam und unterstützt das Projekt.
Natürlich steht nicht die Produktion alleine im Vordergrund der Schulfirma, so Jürgens. »Der pädagogische Ansatz ist auch da.« Die Schüler müssten sich klar bewusst sein, was von ihnen verlangt wird. Genauigkeit und Ordentlichkeit sei wichtig. Die »Schul-AG« soll zudem einen Einblick in das Berufsleben geben.
Zu dem »Jungunternehmen« gehört aber nicht nur die produzierende Abteilung. Es gibt auch eine kaufmännische Sparte unter der Leitung von Lehrerin Elke Kleemiß. Ganz wie in einem großen Unternehmen werden hier die Zahlen verwaltet, Qualitätszertifikate am Computer hergestellt und die Buchhaltung geführt. Weitere 13 Schüler sind hierfür zuständig.
Professionalität hat bei den Wichteln schon beinahe oberste Priorität. So wurde für die Verzinkung sogar extra eine Maschine gebaut, die auf zwei Zehntel Millimeter genau arbeitet. Und die wurde von einem Sicherheitsfachingenieur kontrolliert und zertifiziert, so dass an dieser Maschine auch Schüler arbeiten dürfen.
Was die Schüler jetzt mit dem eingenommenen Geld machen ist ganz klar. »Der Großteil wird investiert«, erklärt Jürgens. Eben wie in einem großen Unternehmen auch. Aber ein bisschen vom Ertrag soll auch für einen Ausflug in einen Vergnügungspark verwendet werden. Schließlich müssen die fleißigen Schüler auch einmal Urlaub machen.

Artikel vom 21.12.2005