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Bescherung ist
um Mitternacht

Argentinische Schülerin berichtet

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). T-Shirt statt Rollkragen-Pulli, Steaks vom Grill statt Gänsebraten und Bescherung um Mitternacht - Weihnachten wird in Argentinien ganz anders als in Deutschland gefeiert, berichtet Elena Weber. Die 18-jährige Südamerikanerin ist über die Feiertage in Steinhagen zu Gast.

Im Rahmen eines Schüleraustausches, vermittelt durch den Verein für deutsche Kulturbeziehungen im Ausland (VDA), lebt sie drei Monate bei Familie Brosch. Gemeinsam mit Ramona Brosch (18) besucht sie die Jahrgangsstufe zwölf des Kreisgymnasiums, studiert die deutsche Sprache, vor allem aber Land und Leute. Denn Elena Weber, deren Urgroßvater aus Deutschland nach Argentinien kam, fängt im März ein Tourismus-Studium an und möchte später einmal im Ausland arbeiten, vielleicht in einem Hotel. Wenn es eben möglich ist, möchte sie im Rahmen ihres Besuchs auch Österreich, Frankreich und Italien kennen lernen. Nach Holland jedenfalls wird es über den Jahreswechsel mit ihrer Gastfamilie gehen, zu der neben den Eltern Udo und Sabine Brosch auch die jüngere Tochter Sonja gehört.
»Interressant«, findet Elena den ganzen Weihnachtsschmuck in den Straßen und Häusern. Weihnachtsmärkte samt Glühwein und Bastelwerk kennt sie zu Hause in Puerto Rico, einer Stadt mit 18 000 Einwohnern in der Provinz Misiones, nicht. Bei 30 Grad Celsius irgendwie auch nicht so ganz passend. Geschmückte Weihnachtsbäume gibt es in Argentinien aber auch. Allerdings sind die aus Plastik, werden bereits am 8. Dezember (Mariä Empfängnis) aufgestellt und erst, ebenso wie hier, am 6. Januar (Heilige Drei Könige) wieder abgebaut.
»Das Weihnachtsfest verbringen wir mit der ganzen Familie, das sind 20 bis 30 Personen«, berichtet Elena. Nach dem Kirchgang am Abend des 24. Dezembers gibt es gegen 22 Uhr das Essen und um 24 Uhr die Bescherung. »Bei uns macht die Großmutter einen typisch deutschen Kuchen«, berichtet Elena. Ansonsten wird zu Weihnachten aber gegrillt und dazu Apfel- und Ananassaft getrunken, mit und ohne Alkohol.
Auch wenn ihr »Gastvater« Udo Brosch schon vermutet, dass bei Elena zu Weihnachten so fern der Heimat bestimmt ein leichtes »Kribbeln« aufkommen wird - Elena ist neugierig auf die neuen Eindrücke bei einer typischen deutschen Familie: mit Gottesdienstbesuch um 17 Uhr, Lieder singen nach dem Essen - es gibt bei Broschs traditionell Roulade -Ê, der Bescherung und Großeltern Besuch am ersten Feiertag.

Artikel vom 21.12.2005