20.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Von Baum und Häschen«

Eine Geschichte von Katharina Gersthahn (10 Jahre), Brakel


Wieso werden zu Weihnachten eigentlich immer Tannenbäume aufgestellt? Das ist eine gute Frage. Für alle, die das gerne wissen möchten, hier die Erklärung: Es war einmal ein kleiner Hase, der in einer Erdkuhle lebte, die er sich gebuddelt hatte. Er lebte recht vergnügt; doch er war immer allein. Im Sommer störte ihn das nicht, denn da tollte er auf der Blumenwiese herum oder er spielte mit den Schmetterlingen, die um ihn herumflogen. Doch im Herbst, wenn es allmählich kälter wurde, fühlte er sich einsam und er sehnte sich nach einem Freund.
Im Nu war auch der Winter da. Als der erste Schnee fiel, hielt es der kleine Hase in seinem Loch nicht mehr aus. Er machte sich auf die Suche nach einem Freund. Nach einiger Zeit lief ihm ein Reh über den Weg, und der Hase fragte: »Möchtest du mein Freund sein?« Doch das Reh hatte ihn wohl nicht gehört, denn es verschwand im Gebüsch ohne ein Wort zu sagen. Da lief das Häschen traurig weiter. Plötzlich hörte es ein Schluchzen. Das Häschen schaute sich um. Es entdeckte eine jämmerliche, kleine Tanne. »Warum weinst du?«, fragte der Hase. »Ich habe keinen Freund, und fühle mich so einsam«, schluchzte das Bäumchen. »Dann können wir beide uns ja zusammentun«, meinte der Hase, »ich bin nämlich auch auf der Suche nach einem Freund!« Die Tanne bekam einen kleinen Schimmer Hoffnung: »Na, wenn das so ist, dann bin ich gerne dein Freund!« So beschlossen sie, sich zusammen zu tun. Die beiden lebten viele Tage zusammen und hatten nie Langeweile.
Und eines Tages war Weihnachten. Gleich morgens, als das Häschen aufwachte, ging es an den Fluss, um sich zu waschen, denn es war ja ein besonderer Tag. Als es vom Fluss zurückkam, war das Häschen kaum wiederzuerkennen; sein Fell war schön sauber und glänzte. Es hatte viele grüne Zweige mit schönen roten Beeren gesammelt und mitgebracht. Mit diesen Zweigen schmückte es die Tanne, die noch schlief. Und als die Tanne aufwachte, merkte sie, wie festlich sie geschmückt war. Das Häschen sagte fröhlich: »Nun bist du kein Tannenbaum mehr, sondern ein Weihnachtsbaum! Ist das nicht toll?« Und ob die Tanne das toll fand. Sie bedankte sich vielmals bei dem Hasen.
Am Abend kamen viele Füchse, Rehe und Mäuschen auf ihrem Weihnachtsspaziergang bei der Tanne und dem Häschen vorbei. Sie bemerkten zunächst nur das Häschen und fragten: »Mit wem feierst du denn Weihnachten?« »Mit meinem Weihnachtsbaum!«, antwortete das Häschen vergnügt. Erst da sahen sie die schöne Tanne. Sie staunten sehr, verabschiedeten sich bei den beiden und zogen weiter. Da sie die Idee mit dem Weihnachtsbaum so toll fanden, gibt es seither in jedem Haus an Weihnachten einen Weihnachtsbaum.

Hinweis: In unserer gestrigen Folge der »Adventsgeschichten« hat sich ein Fehler eingeschlichen. Das Foto zeigt Katharina .Gersthahn aus Brakel, die gestrige Geschichte vom Weihnachtsbaum ist aber von Katharina Gröne aus Steinheim. Wir bitten um Nachsicht.
Die Serie »Adventsgeschichten« ist eine Gemeinschaftsaktion von WESTFALEN-BLATT, Sparkasse Höxter und Sparkassenstiftung. Die schönsten Beiträge sind jetzt als Buch erschienen, das in allen Filialen der Sparkasse und in den WB-Geschäftsstellen in Brakel, Höxter und Warburg erhältlich ist.

Artikel vom 20.12.2005