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Thomasläuten
erinnert an
Terror und Tod

Schreckliche Nacht im Jahr 1633

Salzkotten (fm). Der trübe Wintermorgen wurde durch die aufgehende Sonne erhellt, der 22. Dezember anno 1633 hatte gerade begonnen. Über dem kleinen Städtchen Salzkotten lag Ruhe, Todesruhe.

Am heutigen Mittwochabend (21. Dezember) wird wieder die älteste Uhrenglocke im heimischen Raum aus dem Jahr 1566 in der »Laterne« dem jetzt eingerüsteten Kirchturm aus dem Jahr 1256 der Salzkottener St. Johanneskirche in der Altstadt stündlich das traditionelle »Thomasläuten« ankündigen.
Die Totenglocke der Johanneskirche läutet dann jeweils zur vollen Stunde etwa zehn Minuten bis Mitternacht. Dieses Thomasläuten ist Erinnerung und Mahnung zum Frieden an eine schreckliche Nacht im Jahr 1633 zugleich in der kleinen Stadt Salzkotten. Geläutet wird nicht nur zur Ehre des heiligen Thomas, nach dem alten Namenstagskalender.
In der »Thomasnacht« erhebt sich der Glockenklang aller fünf Glocken im wuchtigen Kirchturm um Mitternacht zu einem feierlichen »Tedeum«. Das mahnende Totengeläut soll an das schlimmste Massaker in der Geschichte der Sälzerstadt erinnern.
Heute vor 372 Jahren, während des 30-jährigen Krieges - der Krieg wütete schon 15 Jahre - fiel das noch wehrlose kleine Städtchen, reich geworden durch den Salzhandel, durch Eroberung der verbündeten hessischen und schwedischen Truppen unter Feldmarschall Dido von Ihnhausen und Kniphausen durch Feuern der zwölf Kanonen in Schutt und Asche.
182 Menschen, man spricht auch von höheren Zahlen, darunter viele Kinder, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, kamen um oder wurden zu Tode gefoltert. Drei Tage dauerte das Morden, Brennen und das tosende Bombardement. Die weiße Fahne wurde nicht beachtet.
Salzkotten brauchte Jahrzehnte, um die wirtschaftlichen Schäden zu beseitigen. Stadt und Bürger hatten eine große Schuldenlast zu tragen, Not, Seuchen, Krankheiten und Elend bestimmten diese Zeit. Erst 30 Jahre später waren die Folgen einigermaßen überwunden.
Zum Gedenken an die vielen Opfer der »Thomasnacht«, den schwärzesten und geschichtsträchtigsten Tag in der Geschichte der Sälzerstadt, wird auch heute wieder das stündliche »Thomasläuten« durchgeführt.

Artikel vom 21.12.2005