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Offenes Ohr für die Jugend

Projekt »ToTT politisch« bringt Politiker und Roma ins Gespräch

Von Victor Fritzen
Herford (HK). »Ich lebe mittlerweile 13 Jahre hier, trotzdem muss ich jeden Tag mit der Abschiebung rechnen.« Selver Kajtazi lebt in ständiger Angst. Der 23-Jährige ist ein Roma und Anfang der 90-er Jahre mit seiner Familie aus dem Kosovo geflüchtet. Wie viele andere Roma wird er in Deutschland »geduldet«. »ToTT politisch«, ein Projekt des CVJM Herford-Stadt, hat sich dieser Thematik nun angenommen.

»Ich bin hier aufgewachsen, in der deutschen Kultur zu Hause und fühle mich wie ein Deutscher«, erzählt Kajtazi, seit 1992 in Deutschland. Trotzdem beginnt jeder Tag aufs Neue mit der Angst, in den Kosovo abgeschoben zu werden. »Ich weiß nicht, wo ich dann hin soll.« Im Kosovo, so sagt er, leben nur Serben und Albaner, »die würden uns umbringen«. Auch er kenne die Geschichten von Abschiebungen im Morgengrauen, »die sieht man ja immer wieder im Fernsehen«. Jeder Brief vom Ausländeramt löst Angst aus. Auch die Schule habe er in Deutschland abgeschlossen, eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker wurde ihm aufgrund der Duldung verwehrt. »Wie soll ich mir eine Zukunft aufbauen?« Selvers Geschichte ist nur eine von vielen, denen Bürgermeister Bruno Wollbrink (SPD), Bärbel Müller (CDU) und Kurt Räker (SPD) ihr Gehör schenkten. Sie waren der CVJM-Einladung gefolgt.
Bei selbst gekochten und gegrillten albanischen Spezialitäten wurde über Ausbildung, Aufenthaltsrecht und Arbeitserlaubnis jugendlicher Roma in Deutschland gesprochen. »Wir haben viel über die Roma dazulernen dürfen«, erzählt Bärbel Müller. Sie will in Zukunft alle drei bis vier Monate in dem Jugendzentrum an der Waisenhausstraße vorbeischauen und sich den Sorgen und Nöten der jungen Menschen widmen. Leiterin des Projektes ist Andrea Uemann, Honorarkraft im Jugendzentrum »ToTT«. Durch ihre langjährige Arbeit kennt sie die Probleme der jungen Männer und Frauen nur zu gut.
Sie unterstützt und hilft an allen Ecken und Enden. »Es ist schön zu sehen, dass es noch Menschen gibt, die sich für uns interessieren, uns zuhören und denen wir unsere Sorgen und Nöte erzählen können«, freut sich Selver Kajtazi über den Politikerbesuch.

Artikel vom 20.12.2005