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Mit Kungelei zum Festbraten

Heimatverein führt besinnliches Stück in der Kirche auf

Steinhagen-Brockhagen (mas). Dass man in Kriegszeiten auch schöne Weihnachten feiern konnte, zeigte ein Theaterstück im Rahmen des Adventsgottesdienstes in der St. Georgskirche zu Brockhagen.

Die 20 Mitglieder starke Sing- und Laienschauspielgruppe des Heimatverein Brockhagen hatte auf Wunsch des Presbyteriums unter der Leitung von Wilken und Renate Ordelheide diesen »etwas anderen« Gottesdienst mitgestaltet. Pfarrer Bernd Langejürgen begrüßte 120 Gemeindeglieder in der Kirche und wünschte ihnen beim Betrachten des Stückes »so manch neue Einsichten«.
So wurde das Kirchengewölbe Schauplatz eines Behelfsheimes in Brockhagen in den Jahren 1944 und 45, in das die fiktive Familie Müller (dargestellt von Doris Gerdkamp und Adelheid Pähler) vor dem Bombenhagel aus Gelsenkirchen flüchten musste. Weihnachten sollte natürlich auch hier gefeiert werden, doch was den Kindern schenken? Und wie kann die Weihnachtsgans beschafft werden, wo doch kein Geld da ist und vorhandene Hühner und Kaninchen dem Fortbestand der Familie sichern sollten?
Müllers müssen mit wenig auskommen, aber Not macht erfinderisch. Mit viel Geschick, Glück und Kungelei, mit Tauschgeschäften auf dem Schwarzmarkt - wobei mit Selbstgebranntem »bestochen« wurde - kam selbst eine Weihnachtsgans auf den Tisch. Von Bauklötzen, die aus Holzbrettern geschnitten wurden, und Puppen aus Stoffresten für die Kinder ganz zu schweigen.
Die Sänger des Heimatvereins lockerten dieses nachdenklich stimmende Stück mit weihnachtlichen Liedern in Begleitung von Gitarre und Klavier auf. Autor Wilken Ordelheide hatte sich etwas bei diesem authentischen Stück gedacht und es nicht umsonst nicht nur in der vorweihnachtlichen Zeit angesiedelt, sondern auch in Gedenken an das Kriegsende vor 60 Jahren.

Artikel vom 21.12.2005