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Einblicke in den »Knacki«-Alltag

Reporter des Erich Gutenberg-Berufskollegs zu Gast in der JVA


Kreis Herford (HK). Yasiu sitzt noch einige Jahre. Insgesamt brummt er eine Strafe von zehn Jahren ab. Er beginnt gerade seine zweite Berufsausbildung. Anton hofft auf eine gute Sozialprognose, dann ist er in vier Wochen frei. Eine Anstellung hat er bereits, und seine Familie unterstützt ihn, die alten Kontakte abzubrechen und ein Leben ohne Straftaten zu schaffen. Auch er hat eine Ausbildung abgeschlossen.
Mit Beklemmung und einer Portion Respekt besuchten jetzt drei Redakteurinnen des Erich Gutenberg-Berufskollegs in Bünde, Carolin Becker, Carolin Zedler und Pia Oberbremer von »Radio EGB« des Differenzierungs-Kurses Kommunikation und Medien, mit ihrem Lehrbeauftragten Rolf Ruck die JVA. Automatische Türen, Personenkontrollen und immer wieder verschlossene Türen, waren der erste Eindruck. Carolin Becker: »Spätestens hier hört die Knast-Romantik der TV-Soaps auf«. Pia Oberbremer und Carolin Zedler ergänzen: »Wir haben schon ein mulmiges Gefühl. Immerhin verbüßen hier mehr als 300 junge Leute im Alter von 14 bis 24 Jahren ihre Strafen. Das sind keine alten ÝKnackisÜ, sondern junge Leute wie wir, die Musik hören, fernsehen und selber Musik machen.«
Das Leitbild der JVA Herford umschreibt Interviewpartner Anstaltsleiter Friedrich Waldmann: »Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Mensch. Unser Eingreifen in die Grundrechte und Persönlichkeitsrechte der Gefangenen ist durch die Notwendigkeit der Behandlung und Sicherung begründet und begrenzt. Wir betreuen und versorgen die Gefangenen in physischer und psychischer Hinsicht entsprechend unserem gesetzlichen Auftrag.«
Für den Betrieb der JVA, insbesondere für die Versorgung, Betreuung und Behandlung der Gefangenen sind 240 Mitarbeiter aus dem allgemeinen Vollzugsdienst, dem Werkdienst, dem Verwaltungsdienst und den besonderen Fachdiensten zuständig.
Waldmann versteht diese Gefühle, aber er weist schon auf die erheblichen Straftaten dieser jungen Menschen hin und auf das Prinzip, »das wir nun einmal die Gesetze einhalten müssen«. Das Prinzip der JVA: Jugendvollzug ist Erziehungsvollzug und hat das Ziel, dem jungen Gefangenen den Weg zu einem rechtschaffenen und verantwortungsbewussten Lebenswandel aufzuzeigen.
Die Interviewpartner vom Anstaltsleiter bis hin zu den Gefangenen standen dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. Der Beitrag wurde anschließend im Bürgerfunk des Lokalradios ausgestrahlt.

Artikel vom 17.12.2005