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Umgang mit Kalamitäten

Kabarettisten mit böser Satire in »Malediva leuchtet«

Von Wolfgang Döbber
(Text und Foto)
Löhne (LZ). Es war wahrlich kein Abend für den schnellen, schrillen Humor oder für euphorische Jubelstürme seitens des Publikums. Vielmehr boten Malediva & Florian Ludewig mit ihrem Programm »Malediva leuchtet« am Donnerstagabend in der »Sonderbar« der Werretalhalle zum Jahresabschluss eine romantisch-böse Anleitung in Sachen unglücklich sein und anderen Kalamitäten.

Der Schmerz und die Angst, ein Hauch von Nostalgie und die Sehnsucht, lieber mal länger unterzutauchen, waren Kennzeichen der Künstler und Kabarettisten Tetta Müller und Lo Malinke. Es war nicht jedermanns Sache, das wurde an diesem Abend auch bei der Bereitschaft, Applaus zu spenden, deutlich.
Begleitet wurden die beiden Hauptdarsteller am Flügel von Florian Ludewig, der das streitlustige Duo unangestrengt mit allen Oktaven fütterte und auch einen winzigen Frühstart-Patzer bei einem Lied ausbügelte.
Groteske Erzählungen führen in den Wahnsinn des Alltags, diese von der Kritik oft genannten Merkmale der »Malediva« trafen auch in Löhne zu. Oft kippte in ihren Liedern, den ätzenden Rededuellen oder philosophischen Gedankenblitzen das Glück des Augenblicks in Schrecken um. Ein Ausflug in die Bäckerei endet in der Entdeckung böser schmaler Lippen (bei einer Frau), und auch das Lied über die bösen Cousinen - wem auch immer sie das Genick brachen - erinnerte in der beschriebenen Mordlust eher an Figuren aus zynischen französischen Krimis der siebziger oder achtziger Jahre, die das Bürgertum zu entlarven suchten.
Die drei »Malediven« Marke Einsam, Zweisam, Dreisam fanden dann und wann auch versöhnliche Töne. Greta Garbo und Zarah Leander lugten kurz durch eine nostalgische Tanznummer, und bei einem spanischen Lied ging die Post ab. »Weinen ist doch sehr kostengünstig, und es eint uns«, verrieten sie einmal dem Publikum. Vorwiegend dominierte jedoch ein absurd-charismatischer Grundton, der vom Tod auf der Bühne erzählte, den man sich wünsche. Ein Lied verriet: »Ich habe Angst«, und auch das Lied über die Mutter, »die als Kind hochgehoben wurde und Hitler geküsst hat«, war bitter und zweischneidig: Verführung und Ohnmacht und Unschuld.
Bei Tetta Müller und Lo Malinke gab es sogar am Ende eines Tunnels wieder einen Tunnel. Bedeutungsschwere Fragen (»Ist die Welt gerecht?«) wurden gleich abgewürgt - nein, es gab bei »Malediva leuchtet« nur kleine Fluchten, etwa die Selbstverwöhnung beim Mann, wenn keiner hinschaut. Nun denn!

Artikel vom 17.12.2005