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»Trainer Christ verdanke ich viel«

Isselhorster Handball-Talent Malte Schröder hofft auf Karriere beim TBV Lemgo

Von Uwe Caspar
Gütersloh (WB). Es gibt nicht allzu viele, die mit ihm auf Augenhöhe sind: Mit knapp zwei Metern - exakt 1,97 m - kann Malte Schröder auf die meisten seiner Gesprächspartner herabschauen. »Wenn ich aber mit den Riesen des TBV Lemgo trainiere, falle ich trotz meines Gardemaßes äußerlich kaum auf«, schmunzelt das Isselhorster Handball-Juwel.

Bisher hatte er noch nicht allzu oft die Ehre, im Dunstkreis der Stars wie Daniel Stephan oder »Blacky« Schwarzer mitschwitzen zu dürfen. Die Offerte von Manager Fynn Holpert, einmal die Woche Bundesligaluft zu schnuppern, kann der erst 18-Jährige nicht immer wahrnehmen. Schließlich nimmt ihn schon das Training mit HB Lemgo II, immerhin in der Oberliga vertreten, stark in Anspruch. Und die Schule möchte er auch nicht vernachlässigen: Der sanfte Hüne baut im nächsten Jahr sein Abitur am Städtischen Gymnasium.
Das wohl größte Talent aller Zeiten, das jemals aus den Reihen des TV Isselhorst hervorgegangen ist, wechselte im zarten B-Jugendalter vom TVI zur TSG Altenhagen-Heepen. Matthias Christ, der ebenfalls im Lutterdorf wohnt, hatte ihn angesprochen. »Ich konnte von ihm viel lernten«, er hat auch unsere Mannschaft geformt«, gilt Maltes Dank seinem Mentor, der damals noch die B-Junioren der TSG betreute.
Eine Jahrgangsstufe höher gelang Schröter unter Trainer »Matze« Räber (»Er brauchte uns nur noch bei Laune zu halten«) der große Wurf: Mit den Bielefelder Bubis wurde er im Sommer dieses Jahres Westdeutscher Meister. Im DM-Halbfinale war dann der Nachwuchs der SG Wallau-Massenheim zu stark für die TSG.
Und dann musste sich Malte entscheiden. Leicht fiel ihm das nicht bei dieser Auswahl: Neben GWD Minden und Lemgo rangelten sich auch die ranghöchsten heimischen Klubs um den langen Isselhorster. Zudem wollte ihn die TSG weiterverpflichten. GWD war schnell gestrichen von seiner Liste - wegen der zu weiten Anfahrt. Maltes Motto: »Wenn Hin- und Rückreise mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Training, lohnt sich nicht der Aufwand. Außerdem hat die Jugendabteilung von GWD nicht den besten Ruf.«
Altenhagen war ebenfalls kein Thema mehr, weil ihn die TSG überwiegend weiter im Jugendteam einsetzen wollte. Doch DHB-Junioren-Coach Klaus-Dieter Petersen hatte ihm im Rahmen eines Lehrgangs wärmstens empfohlen: »Wenn du weiterkommen willst, dann musst du jetzt schon voll bei den Senioren mitmischen.« Nach einem Gespräch mit Fynn Holpert entschied sich Schröder schließlich für den TBV. Denn: »So ein Angebot bekommt man nicht jedes Jahr.« Der TV Verl war schon vorher aus dem Rennen, bei der HSG Gütersloh musste der Sunnyboy doch etwas länger überlegen: »Denn die HSG machte auf mich einen sympathischen Eindruck.«
Nun verdient sich der bekennende Fan von Bayern München im Schatten des großen TBV Lemgo die ersten Sporen. Geschenkt wird dem Linkshänder bei HB II nichts. »Ich habe bisher erst einmal voll durchgespielt«, weiß Malte, dass der Weg in die Lipperland-Halle noch weit und dornig ist. Klaus-Dieter Petersen jedenfalls räumt dem jungen Burschen aus Ostwestfalen gute Perspektiven ein. »Du hast das Zeug für die Bundesliga - du musst dein Potenzial nur abrufen«, machte ihm der Kieler Ex-Profi klar. Das motiviert Malte, der bei sich noch Defizite in der Technik sieht: »Ich muss mir noch mehr Wurf-Varianten aneignen.«
Trotz seiner Jugend wirkt Schröder, dessen Bruder Thorben das TVI-Trikot trägt, schon recht reif. »Der Beruf wird für mich immer Vorrang haben«, setzt der glühende Verehrer des Weltklasse-Spielers Olufur Stefansson (»Für mich der kompletteste Handballer«) nicht nur auf die Schiene Sport. Malte steht ja auch erst am Anfang: Einen Vertrag hat der Gymnasiast noch nicht, der TBV erstattet ihm nur das Benzingeld. Für einen eigenen Wagen reicht's da nicht, die Eltern leihen ihm für die Lemgo-Fahrten ihr Auto. Gas geben - auch auf dem Parkett.

Artikel vom 17.12.2005