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Gegenseitige Unterstützung

Diamantene Hochzeit bei Ernst und Gertrud Langhorst

Rahden (WB). Ernst und Gertrud Langhorst, geb. Schmelter, aus Rahden, Prof. Langhorst Straße 9, können es selbst kaum glauben. Heute vor 60 Jahren gaben sie sich während der standesamtlichen Trauung in Pr. Ströhen das Ja-Wort.

Damit kann das Ehepaar sein diamantenes Ehejubiläum feiern. Ihre kirchliche Einsegnung fand damals, wenige Tage vor der ersten Nachkriegsweihnacht, in Essen, der Geburtsheimat der Jubilarin statt. Am Mittwoch ist in der Neuapostolischen Kirche in Rahden die Jubiläumsfeier geplant, in der der Bezirksevangelist Holz aus Bramsche Ernst und Gertrud Langhorst den Hochzeitssegen erteilen wird.
Viele Glückwünsche werden dem Jubelpaar zum Ehrentag zugehen, auch von der Stadt Rahden und vom Bund der Kriegsblinden, dem Ernst Langhorst seit Kriegsende angehört. Herzlich gratulieren werden natürlich auch die Kinder und Kindeskinder. Sohn Erwin wohnt mit seiner Frau Birgit mit den Eltern zusammen auf dem Anwesen, Sohn Manfred mit seiner Frau, die ebenfalls mit Vornamen Birgit heißt, in Minden. Fünf Enkelkinder gehören zu den weiteren Nachkommen.
Ernst und Gertrud Langhorst blicken auf ein schicksalsschweres Leben zurück. Durch eine Verwundung verlor der Jubilar, der als Infanterist an der Front vor Leningrad eingesetzt war, im Januar 1944 sein Augenlicht. Als Schwerkriegsbeschädigter kehrte er nach Hause zurück. Seine Frau hatte er während eines Urlaubs in Pr. Ströhen kennengelernt. Sie stand trotz seiner Erblindung weiter treu zu ihm. So heirateten die beiden, wohnten zuerst noch kurze Zeit in Pr. Ströhen, errichteten 1952 am Freibad in Rahden ein eigenes Haus, in dem sie bis zum Einzug in das heutige Wohnhaus an der Prof. Langhorst Straße, das sie 1970 errichteten, wohnten.
Trotz seiner schweren Behinderung hat Ernst Langhorst nie seinen Lebensmut verloren. Bei der »Kriegsblinden-Handwerksfürsorge«, deren Gesellschafter für den Raum Westfalen der Jubilar später wurde, ließ er sich als Matten- und Vorlegerflechter ausbilden. Er richtete sich eine eigene kleine Werkstatt ein und war so bis zum 60. Lebensjahr beruflich tätig.
Ernst Langhorst wurde 1923 in Pr. Ströhen auf der Stätte Nr. 53 geboren, seine Frau 1926 in Essen-Altenessen. Nach der Schulzeit besuchte der Jubilar zur weiteren Fortbildung zwei Semester lang die Landwirtschaftsschule in Lübbecke und arbeitete bei den Eltern in der Landwirtschaft mit.
Am 19. April 1942 wurde er eingezogen und nach seiner Ausbildung bei der Infanterie in Russland eingesetzt. Als er seine schwere Verletzung erlitt, rettete ihn ein Kamerad aus der Gefahrenzone. Ernst Langhorst lag in verschiedenen Lazaretten und Kliniken, bis er Monate später nach Hause entlassen wurde.
Gertrud Langhorst kam nach ihrer Schulzeit zur Ableistung ihres landwirtschaftlichen Pflichtjahres nach Wagenfeld. Sie fand Freude an dieser Arbeit und blieb dort für ein weiteres Jahr freiwillig tätig. In dieser Zeit lernte sie ihren Mann kennen. Gertrud Langhorst kehrte ins Ruhrgebiet zurück, kam zur Reichsbahn und war als Schaffnerin tätig. Als der Krieg seinem Ende entgegen ging, kehrte sie mit ihren Angehörigen nach Pr. Ströhen zurück und wohnte bei Langhorst.
Als ihr Mann als Kriegsblinder zurückkehrte, umgab sie ihn mit Liebe und Fürsorge. Nach der Hochzeit widmete sie sich mit ganzer Schaffenskraft ihrer Familie. Vor Kurzem musste sich Gerda Langhorst an den Knien operieren lassen und ist zurzeit auf eine Gehhilfe angewiesen. Mit Hilfe ihrer Schwiegertochter, die oben im Hause wohnt, überwanden Ernst und Gerda Langhorst aber auch diese schwierige Situation. So unterstützen sich die beiden gegenseitig, wenn sie an schönen Tagen einen kleinen Spaziergang nach draußen und durch den Garten, der mit zum Anwesen gehört, unternehmen.

Artikel vom 19.12.2005