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Von Pfarrer Christian Lassen, Wicherngemeinde

Das Wort zum Sonntag


G espräch mit Jugendlichen über den Glauben: Die Unsichtbarkeit Gottes macht ihnen zu schaffen. »Wenn ich ihn schon nicht sehen kann - warum gibt Gott mir dann nicht handfeste Beweise?«, fragt einer. »Warum tut er nicht ein großes Wunder, das alles klar macht?«
»Aber dann bräuchte man doch gar nicht mehr zu glauben!«, wendet ein anderer ein, und ich stimme ihm zu: Der Glaube richtet sich doch auf eine Wirklichkeit, die sich dem naturwissenschaftlichen Beweisdenken entzieht. Ist das nicht ein bedauerliches Manko des Glaubens, dass er nicht bewiesen werden kann, dass er wohl Hinweise auf Gott hat, aber keinen zwingenden Beweis, der zum Ja-Sagen nötigt?
Da meldet sich ein Jugendlicher zu Wort: »Eigentlich finde ich das gerade gut, dass Gott sich nicht aufdrängt, sondern auf meine freie Entscheidung wartet. Gerade das macht ihn für mich liebenswert!«
In diesem Gespräch kam das Wort »Advent« nicht vor. Und doch war es das geheime Thema. Ich habe besser zu verstehen gelernt, was Advent (»Ankunft Gottes«) bedeutet: Wenn Gott zu uns kommt, dann drängt er sich nicht auf, nicht durch Showwunder, nicht durch zwingende Beweise, sondern er bittet leise und geduldig um Einlass. Ja, das macht ihn lebenswert.
»Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an«, sagt der auferstandene Christus (Offenbarung 3,20). Das ist die Bitte, die wir in der Adventszeit hören: Dass wir ihm die Tür öffnen und ihn zu uns kommen lassen. Kein Gottesbeweis kann uns das abnehmen.

Artikel vom 17.12.2005