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Kehraus im Salon Barmeyer

Friseurgeschäft schließt nach Dreivierteljahrhundert

Borgholzhausen (kan). Donnerstagabend 18 Uhr - Hans und Monika Barmeyer schließen zum letzten Mal die Tür ihres Salons und treten ihren wohlverdienten Ruhestand an. Kehraus im Friseurgeschäft an der Bielefelder Straße 14.

Nachfolger gibt es nicht. Ihre beiden Kinder Heike und Uwe haben andere Berufe ergriffen. Der Familienbetrieb Barmeyer schließt nach 75 Jahren endgültig. Eine Mieterin für die Geschäftsräume, Raumausstatterin Gabriele Meyer-Wilmes, ist bereits gefunden. Bevor Hans Barmeyer (67) und seine Frau Monika (65) ihren Hobbys, dem Gesang im Männerchor beziehungsweise Yoga und Schwimmen, mehr Zeit widmen können, wird am Wochenende zunächst einmal der Laden leergeräumt.
Ein wenig Wehmut schwingt am letzten Arbeitstag mit. Viele Kunden versüßen den beiden Inhabern jedoch den Abschied mit Blumen. Einige nutzen die letzte Gelegenheit, um sich vom Friseurmeister oder seiner Frau noch einmal die Haare schneiden zu lassen.
Die letzte Kundin ist Karin Steinweg. Genau wie ihre Tante Monika Barmeyer stammt sie aus Peterwitz und hält dem Salon Barmeyer bereits seit 1956, seitdem sie in Borgholzhausen lebt, die Treue. »Als ich hier ankam, hatte ich noch einen Pferdeschwanz. Der fiel jedoch 1958, als ich zur Tanzschule ging. Seither trage ich eine Kurzhaarfrisur«, erzählt die 65-Jährige.
Haare sind viele gefallen im Friseursalon Barmeyer. Hans Barmeyer erinnert sich noch gut an die Zeiten der Nato-Station. Damals war er ein Spezialist für kurze Armee-Haarschnitte. »Die hat er sogar meinem Bruder und mir verpasst«, erzählt Tochter Heike schmunzelnd.
Sein Vater Heinrich Barmeyer hatte den Salon - zunächst nur für Herren -Ê1930 im Haus Belter an der Kaiserstraße 32 eröffnet. Im Zweiten Weltkrieg war das Geschäft für einige Jahre geschlossen. Danach ging es weiter - Umzug an die Bielefelder Straße, die ersten Lehrlinge, Eröffnung einer Damen-Abteilung und stetiger Ausbau.
Sohn Hans begann vor 52,5 Jahren mit seiner Ausbildung. 1956, sechs Wochen vor dem Abschluss seiner Gesellenprüfung, starb der Vater jedoch plötzlich an Herzversagen. Mit Unterstützung des Haller Friseurmeisters Karl Wagemann führten er und seine Mutter Elisabeth das Geschäft weiter, bis 1960, als Hans Barmeyer seine Meisterprüfung ablegte.
Vater und Sohn haben übrigens nicht nur das Metier des Friseurs gemeinsam. Beide heirateten ihre einstigen Prüfungsmodelle - Elisabeth Schäperkötter beziehungsweise Monika Jungnitsch.

Artikel vom 17.12.2005