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Der Weihnachtsbaum

Von Katharina, Kl. 4a, GGS Steinheim-Südwest


Es war einmal drei Tage vor Heiligabend. Da war eine Familie. Sie lebte auf einer einsamen Insel in einem alten, aber sehr gemütlichen Haus, Zur Familie gehörten: Vater, Mutter und die Zwillinge Tim und Lilli. Sie waren 10 Jahre alt.
An einem schönen Tag gingen Vater, Mutter und die Kinder zu einem Tannenfeld. Weil es schon kurz vor Weihnachten war, mussten sie sich endlich um einen Tannenbaum kümmern. Dort angekommen hielten sie gleich Ausschau nach einem schönen Exemplar. Der Vater meinte: »Wir nehmen wieder einen kleinen Baum. Ein kleiner passt gut zu unserer Wohnung.« Die Mutter stimmte ihm zu. Den Zwillingen aber reichte es mit den kleinen Bäumchen. Sie bettelten: »Aber Mama, lasst es uns doch einmal mit einem großen Baum probieren. Für so einen kleinen Baum sind wir viel zu alt und zu groß.« Tim fügte noch hinzu: »Seht doch nur, ein einziger großer Baum ist nur noch da, die kleinen sind in der Überzahl. Die große Tanne tut mir leid, sie steht schon so lange hier, niemand möchte sie haben. Bitte Mama, bitte!« Die Eltern fühlten sich überzeugt und nahmen den großen Baum mit. Als sie damit zu Hause waren, holte Lilli gleich den Ständer für den Baum. Aber weil es schon Abend war, ließen sie ihn noch draußen stehen. Lilli fand es zwar gemein, dass der Baum noch eine Nacht allein war, aber sie sagte nichts.
Als Vater, Mutter und Tim schon im Haus waren, ging Lilli noch einmal um den Tannenbaum herum. Irgendetwas kam ihr an diesem Baum komisch vor. Aber was nur? »Da stimmt doch etwas nicht«, dachte sie. »Er ist so wunderschön und so geheimnisvoll.« Lilli ging immer wieder um den Baum herum. Der Baum hatte eine komische Anziehungskraft. Sie war sehr in ihren Gedanken versunken, als die Mutter sie ins Haus rief.
Als Lilli dann später im Bett lag konnte sie nicht einschlafen. Immer wieder dachte sie an den Weihnachtsbaum. Also blieb sie die ganze Nacht lang wach.
Am nächsten Morgen holte der Vater den Baum ins Wohnzimmer.Lilli war sehr aufgeregt. Die ganze Familie half heim Schmücken. Rote glänzende Kugeln, selbst gebastelte Strohsterne und viele kleine Kerzen ließen den Baum erstrahlen.
Lilli überkam wieder dieses komische Gefühl. Als alle das Wohnzimmer verließen, blieb Lilli noch zurück, setzte sich vor den Raum und las in Ihrem neuen Buch. Sie war so vertieft darin, dass sie zuerst gar nicht merkte, dass jemand zu ihr sprach. Lilli sah erschrocken auf. Es war der Baum der zu ihr sprach: »Hallo Lilli, ich möchte mich bei dir bedanken. Du hast mich gerettet und mich vom Feld geholt. Ich war schon lange Jahre sehr einsam.« Lilli war so überrascht, dass sie kaum ein Wort sprechen konnte. Sie stammelte: »Aber warum kannst du sprechen? Ich meine, äh, kein Baum kann sprechen. Und ...«. Der Tannenbaum unterbrach: »Ja, das stimmt, ich kann dir das auch nicht so genau erklären. Aber ich weiß. dass nur du mich verstehen kannst. Niemand sonst kann mich verstehen. Ich bin so glücklich in eurer Familie zu sein, deshalb möchte ich mich bei euch bedanken. Da eure Eltern nicht so viel Geld haben und ihr hier so einsam lebt, schenke ich euch etwas zu Weihnachten, was ihr euch schon lange gewünscht habt. Du darfst aber niemandem erzählen, dass du mit mir gesprochen hast.« Lilli war einverstanden. Sie hatte noch so viel zu erzählen, aber der Baum war jetzt wieder ganz still, Lilli wurde traurig. So sehr sie sich auch anstrengte, der Baum gab keinen Ton mehr von sich.
Einige Tage spater war endlich Bescherungszeit. Die Zwillinge waren aufgeregt hinter der Tür. Als sie sich öffnete, begannen Tim und Lilli zu singen. Danach sahen sie nach den Geschenken. Jeder riss ein besonders schön verpacktes Geschenk auf. Lilli rief: »Wow, ein Handy, endlich habe ich eins bekommen.« Sie sprang in die Luft und beide jubelten. Lilli sah wie der Baum ihr zuzwinkerte und war sehr glücklich. Die Eltern waren zufrieden, aber auch ein wenig verwundert über ein Geschenk, das sie nicht gekauft hatten. Tim glaubte an ein Wunder, aber Lilli nicht.
Später dachte Lilli noch lange über den Baum, der jetzt in ihrem Garten stand, nach. Sie hätte lieber noch häufiger mit dem Baum gesprochen, als mit einem Handy. Ihr Geheimnis hat sie niemandem verraten.
Die Serie »Adventsgeschichten« ist eine Gemeinschaftsaktion von WESTFALEN-BLATT, Sparkasse Höxter und Sparkassenstiftung. Die schönsten Beiträge sind zum 4. Advent als Buch erschienen.

Artikel vom 19.12.2005