17.12.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Gefangenen Weg
zurück aufzeigen

EGB-Radio in der JVA Herford

Bünde/Herford (BZ). Yasiu sitzt noch einige Jahre. Insgesamt büßt er eine Strafe von zehn Jahren ab. Er beginnt gerade seine zweite Berufsausbildung.
Anton hofft auf eine gute Sozialprognose, dann ist er in vier Wochen in Freiheit. Eine Anstellung hat er bereits und seine Familie unterstützt ihn. Auch er hat erfolgreich eine Ausbildung abgeschlossen. Das Leitbild der JVA Herford umschreibt Interviewpartner Anstaltsleiter Friedrich Waldmann, der Schüler des Erich-Gutenberg-Berufskollegs Rede und Antwort stand. »Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Mensch. Unser Eingreifen in die Grundrechte und Persönlichkeitsrechte der Gefangenen ist durch die Notwendigkeit der Behandlung und Sicherung begründet und begrenzt. Wir betreuen und versorgen die Gefangenen in physischer und psychischer Hinsicht entsprechend unserem gesetzlichen Auftrag.«
Für den Betrieb der JVA, insbesondere für die Versorgung, Betreuung und Behandlung der Gefangenen sind insgesamt 240 Mitarbeiter aus dem allgemeinen Vollzugsdienst, dem Werksdienst, dem Verwaltungsdienst und den besonderen Fachdiensten zuständig.
Mit Beklemmung und einer Portion Respekt gingen die drei EGB-Redakteurinnen, Carolin Becker, Carolin Zedler und Pia Oberbremer von Radio EGB des Kurses Kommunikation und Medien mit ihrem Lehrbeauftragten Rolf Ruck in die JVA.
Automatische Türen, Personenkontrollen und immer wieder verschlossene Türen waren der erste Eindruck. Carolin Becker: »Spätestens hier hört die Knastromantik der TV-Soaps auf. Gefangen zu sein, mit seiner Straftat und der Strafe klar zu kommen und permanent eingesperrt zu sein ist doch wohl ein hartes Stück Arbeit.« Und Pia Oberbremer und Carolin Zedler ergänzen: »Wir haben schon ein mulmiges Gefühl. Immerhin verbüßen hier mehr als 300 junge Leute ihre Strafen, sie können von 14 Jahre bis 24 Jahre alt sein. Das sind keine alten "Knackis", sondern junge Leute wie wir.«
Anstaltsleiter Friedrich Waldmann versteht diese Gefühle, aber er weist schon auf die erheblichen Straftaten dieser jungen Menschen hin und auf das Prinzip das wir nun einmal die Gesetze einhalten müssen. Das Prinzip der JVA ist: »Jugendvollzug ist Erziehungsvollzug und hat das Ziel, dem jungen Gefangenen den Weg zu einem rechtschaffenen und verantwortungsbewussten Lebenswandel aufzuzeigen.«
Die Interviewpartner vom Anstaltsleiter bis hin zu den Gefangenen standen dem Projekt aufgeschlossen gegenüber. Die Radiocrew bemühte sich, nicht den Eindruck zu erwecken, »wir da draußen beobachten euch wie Tiere in einem Zoo, die auch hinter Gittern leben müssen.« Deshalb war es auch selbstverständlich, den ganz persönlichen Bereich, die Zelle, die Zellentrakte der Gefangenen nicht zu besuchen.

Artikel vom 17.12.2005